Telemann, Georg Philipp

Sonate c-Moll TWV 42:c7 / Sonate F-Dur TWV 42:F9

für Blockflöte (Traversflöte), Oboe (Violine) und Basso continuo, hg. von Klaus Hofmann

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Walhall, Magdeburg 2012
erschienen in: das Orchester 11/2013 , Seite 74

Zwei lohnenswerte Neuausgaben der Triosonaten F-Dur und c-Moll für Blockflöte, Oboe und Basso continuo von Georg Philipp Telemann sind nun erhältlich: Die erstmals 1968 im Bärenreiter-Verlag edierten Sonaten wurden von der Edition Walhall wieder aufgegriffen. Eine begrüßenswerte Initiative, denn die beiden Triosonaten sind hervorragende Beispiele der fantasievollen Motivik, des Gebrauchs rhetorischer Mittel, der Harmonik und der Instrumentierung bei Georg Philipp Telemann.
Die Triosonaten entstammen den Beständen der einstigen Hessen-Darmstädter Hofkapelle und sind in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt überliefert. Johann S. Endler (1694-1762) ist der Schreiber der zeitgenössischen Abschriften. Über ihn ist bekannt, dass er Konzertmeister der Hofkapelle war und später von Christoph Graupner das Amt des Hofkapellmeisters übernahm. Zu der damals beliebten Besetzung Blockflöte, Oboe und Basso continuo kommt bei der Triosonate c-Moll eine Fagottstimme hinzu.
Die Ausgabe der Edition Walhall erscheint in ansprechendem Design, das Layout ist übersichtlich und das Vorwort enthält die nötigen Informationen. Für die Neuausgaben wurde der Notentext anhand der Quellen aktualisiert und eindeutige Schreibfehler der Originale korrigiert. Der unbezifferte Bass wurde auf geschickte Weise neu ausgesetzt. Hilfreich wäre gewesen, auch im Notentext deutlich zu machen, dass es sich hierbei um einen Vorschlag des Herausgebers handelt. Für den im Generalbass versierten Cembalisten wäre es auch durchaus nützlich, eine Version der beiden Oberstimmen mit dem Bass ohne Aussetzung beizulegen. Ergänzte Trillerzeichen erscheinen in Klammern. Die Bogensetzung wurde nach Analogiegesichtspunkten ergänzt. Es wäre für den Interpreten bei zukünftigen Ausgaben wichtig, die durch den Herausgeber hinzugefügte Bogensetzung ebenfalls zu kennzeichnen.
Im Vorwort bemerkt der Herausgeber, dass die Triosonate c-Moll durch Endler noch nach alter Art „dorisch“ gesetzt worden sei, d.h. nur mit zwei b als Generalvorzeichnung. Schade, dass dies in der vorliegenden Ausgabe nicht übernommen wurde. Dies wäre gegenüber der Bärenreiter-Ausgabe eine wichtige Neuerung gewesen: Auf den ersten Blick fällt auf, dass dadurch ungewöhnlich viele Auflösungszeichen und Vorzeichen im Notentext stehen. Mehr als die Hälfte davon wäre dem Interpreten erspart geblieben, wäre man bei der „alten Schreibweise“ geblieben. Die modale Denkweise und das neue Dur-Moll-System existierte im Barock parallel. Es war eine bewusste Entscheidung des Schreibers, wenn er sich für eine auch zu Zeiten Telemanns altertümliche Schreibweise entschied. Dem heutigen Spieler erleichtert die „dorische“ Schreibweise die Einsicht in den Charakter der Melodien und beeinflusst damit die Interpretation.
Aber diese Fragen treffen die Ästhetik des Musikverlagswesens allgemein und sollen an anderer Stelle geklärt werden. Nichtsdestotrotz kann man die beiden Triosonaten jedem an Telemann’scher Kammermusik interessierten Musiker empfehlen.
Lucia Mense