Bach, Johann Sebastian / César Franck / Benjamin Britten

Sonatas for cello and piano

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Antes Edition BM-CD 31.9244
erschienen in: das Orchester 09/2008 , Seite 69

Die „kurz gefasste Geschichte der Cellosonate“ will die bei Antes erschienene CD von Grigory Alumyan (Violoncello) und Rinko Hama (Klavier) dem Booklet zufolge präsentieren. Ein mutig geäußerter Anspruch bei einer Gesamtspieldauer von gut 60 Minuten und drei exemplarisch herausgegriffenen Werken von Johann Sebastian Bach, César Fanck und Benjamin Britten – zumal bereits das erste, Bachs Sonata Nr. 3 g-Moll BWV 1029, ursprünglich gar keine Cellosonate, sondern vermutlich ein Konzert war, das vom Komponisten für Gambe eingerichtet wurde. (Die Anfänge tatsächlicher Cellosonaten-Literatur wären wohl eher bei Domenico Galli, Giovanni Battista degli Antoni oder Domenico Gabrielli zu suchen gewesen; für heutige Celli bearbeitete Notenausgaben existieren.)
Doch an der künstlerischen Umsetzung gibt es allen Spitzfindigkeiten bezüglich der Grundidee des Albums zum Trotz nichts auszusetzen. Schon nach den ersten Tönen würde auch ein Unwissender erkennen: Diese CD kann nicht das erste gemeinsame Projekt der beiden Musiker sein. Im Adagio der dreistimmigen Bach’schen Sonata „singen“ das Cello und die rechte Klavierhand ihr vom Bass unterlegtes Duo in so perfekter Übereinstimmung, als komme es von einem Instrument. Auch im zweiten Satz von Francks Komposition, der hinsichtlich des Ausdrucks und der Dynamik eine enorme Vielfältigkeit aufweist, sind sich die Interpreten zu jeder Sekunde einig – und als Zuhörer lauscht man fast atemlos, in welche Richtung sich das musikalische Geschehen wohl weiterentwickeln wird.
Doch natürlich herrscht diese Übereinstimmung der Künstler nicht nur in Sachen Ausdruck, sondern auch in technischer Hinsicht, wie etwa in den temporeichen Ecksätzen bei Bach: Beeindruckend, wie hier über kein noch so kleines Detail hinweggespielt wird. Dass der aus Russland stammende Grigory Alumyan und die Japanerin Rinko Hama nicht nur jeweils für sich, sondern gerade im Duo seit Jahren erfolgreich sind, nimmt also nicht Wunder.
Als Highlight der CD erweist sich die Sonate C-Dur op. 65 von Benjamin Britten, ein buntes Werk, im Auftrag von Rostropowitsch entstanden, das vor musikalischen Einfällen nur so sprüht. Im Scherzo, das an eine ihr Netz webende Spinne denken lässt, meint man das durchgängige Pizzicato des Celloparts auch im Klavier hören zu können. Im dritten Satz, Elegia, kann sich das Cello in seiner ganzen klanglichen Schönheit profilieren.
Der Marsch beginnt sehr rhythmisch und damit scheinbar konventionell, verschwindet jedoch zum Schluss hin irgendwo in leisen luftigen Höhen – von den Musikern augenzwinkernd interpretiert. Und der Schlusssatz, Moto perpetuo, ist tatsächlich von einer unablässigen, allerdings auch ungleichmäßigen Bewegung geprägt.
Insgesamt also drei in jeder Hinsicht überzeugend dargebotene Stichproben aus einer umfangreichen Gattungsgeschichte.
Julia Hartel