Werke von Alexander Albrecht, Georg Antheil, Harold Shapero u. a.
Sonatae e Variácie
Reinhold Friedrich (Trompete), Eriko Takezawa (Klavier)
Reinhold Friedrich gehört zu den prägendsten Trompetern unserer Zeit – nicht nur als Interpret und Lehrer, sondern auch als unermüdlicher Repertoire-Erweiterer. In seiner neuesten CD Sonatae e Variácie widmet er sich gemeinsam mit der Pianistin Eriko Takezawa sieben Sonaten – oder besser: Meisterwerken für Trompete und Klavier, die diesen Namen in Tiefe und Anspruch verdienen, auch wenn nicht jedes Werk den Begriff „Sonate“ im Titel trägt.
Ein echtes Fundstück ist Alexander Albrechts Variácie pre Trúbke a Klavír – eine Komposition, die Reinhold Friedrich hier erstmals wieder zugänglich macht. Albrecht, ein Jugendfreund Bartóks, verbindet in diesem sechssätzigen Werk spätromantische Harmonik mit impressionistischen Farben. Der zweite Abschnitt des Werks, optional laut Komponist, stellt höchste technische Anforderungen – was Friedrich jedoch nicht davon abhält, das Werk in seiner vollen Gestalt und mit suggestiver Klangfantasie zum Leben zu erwecken. Besonders reizvoll: ein kurzes Ausbrechen in die Zwölftönigkeit, bevor eine himmlische F-Dur-Kadenz den Schlusspunkt setzt – ein Geniestreich in Miniaturform.
George Antheils Sonate, 1950 komponiert, ist ein „Bad Boy“-Werk im besten Sinne: mitreißend, exzentrisch, mutig. Das Duo Friedrich-Takezawa begegnet dieser Musik mit maximaler Ausdrucksbereitschaft. Bei Jean Hubeau und seiner lyrisch schimmernden Sonate voller Reminiszenzen an Ravel und Poulenc betont Friedrich mit seinem unvergleichlich wandelbaren Klang und agogischer Flexibilität die lyrische Seite der Trompete, während die Pianistin Takezawa als ebenbürtige Kammermusikpartnerin den Klavierpart farbenreich in technisch-musikalischer Vollendung modelliert.
Harold Shaperos Sonate von 1940 – mit ihrer Mischung aus Copland-Anklängen, jazzigem Duktus und minimalistischen Strukturen – bietet viel Raum für Ausdruck. Ausgearbeitet bis ins feinste Detail – ein echtes Juwel!
Die Sonate von Boris Asafjew ist ein Werk, das auf den ersten Blick unscheinbar wirken mag – doch durch interpretatorische Zuspitzung gewinnt das Duo dieser Musik mit ihrer Erstaufnahme Tiefe, Charme und eine fast märchenhafte Leichtigkeit ab. Den Abschluss bildet die dreisätzige Cornet-Sonate von Thorvald Hansen, die, oftmals belanglos heruntergespielt, in dieser Interpretation mit schumannscher Agogik eine spürbar neue Ausdruckskraft entfaltet.
Diese CD ist ein Plädoyer für die Vielseitigkeit und Ausdruckskraft der Trompete – und ein Statement für die künstlerische Verantwortung, auch selten gespielte Werke überzeugend und in technischer-musikalischer Perfektion in Szene zu setzen. Ein Meilenstein für die Trompetenwelt mit Haltung und Herz!
Kristin Thielemann


