Bach, Carl Philipp Emanuel
Sonata o vero Sinfonia a 2 Violini e Basso
[a minor, H. 582], hg. von Richard Gwilt, partitur und Stimmen
Mit seiner Ausgabe der Sonate a-Moll H. 582 hat sich Herausgeber Richard Gwilt einem der neun authentischen Trios von Carl Philipp Emanuel Bach für die Besetzung mit zwei Violinen und Basso continuo, sämtliche zwischen 1747 und 1756 entstanden und im eigenhändigem Werkverzeichnis des Komponisten aufgeführt, zugewandt. Gegenüber anderen Bachschen Trios mit primär kontrapunktisch organisiertem Oberstimmendialog weist dieses dreisätzig (Allegro assai Andantino Tempo di Menuetta) konzipierte Werk aus dem Jahr 1754 stilistische Unterschiede auf, die sich bereits an der kompositorischen Behandlung der Diskantstimmen ablesen lassen: Während der ersten Stimme ganz klar die führende Rolle zufällt, bleibt die zweite Stimme musikalisch durchweg untergeordnet und wird entweder in Parallelbewegung zur Oberstimme geführt oder an die rhythmische Bewegung des Basses angepasst. Hinzu kommt wie übrigens auch in der Sonate D-Dur H. 505 die alternative Bezeichnung des Werks als Sinfonia, sodass nach Gwilt bereits der Werktitel auf einen hierarchisch gedachten Tonsatz verweist.
Der Herausgeber stützt seine Edition auf zwei voneinander abweichende Quellen aus Paris (Bibliothèque Nationale) und Berlin (Staatsbibliothek). Dabei hat er sich für das autografe Pariser Manuskript als Hauptquelle entschieden und weist in einem kurzen kritischen Bericht am Ende des Bandes auf Unterschiede, Erkenntnisse und Korrekturen hin, die sich aus dem Vergleich beider Quellen ergeben.
Der auf dieser Basis erstellte, im Notenbild etwas gedrängt wirkende Urtext, alternativ in einer dreistimmigen Spielpartitur sowie in drei einzelnen Stimmen (für die beiden Violinen und den Bass) verfügbar, bleibt eher karg und weist keinerlei Hinzufügungen des Herausgebers auf. Zwar gibt Gwilt im ausschließlich englischsprachigen Vorwort einige oberflächliche Hinweise zur Wiedergabe der Komposition und verweist in diesem Zusammenhang auch auf die eigentlich selbstverständliche Bedeutsamkeit von Bachs Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen für die Frage nach der Ausführung von Verzierungen; doch fehlt darüber hinaus jegliche Anbindung an die Erfordernisse der Praxis.
Daher scheint sich die Edition primär an eine Ausführung durch professionelle Kenner historisch orientierter Aufführungspraxis zu richten, was auch daran ersichtlich wird, dass ihr keine gesonderte Ausarbeitung des bezifferten Basses beigefügt ist. Immerhin ermöglicht die dreistimmige Spielpartitur gegebenenfalls (eine Zusammenziehung von Bassstimme und zweiter Diskantstimme im Cembalo bei gleichzeitiger Einbeziehung der Bezifferung vorausgesetzt) auch die Ausführung des Werks als Sonate für obligates Tasteninstrument und Violine eine Variante also, die insofern nicht ganz auszuschließen ist, als für andere Bachsche Trios tatsächlich entsprechende Alternativfassungen überliefert sind.
Stefan Drees


