Schmelzer, Johann Heinrich
Sonata Lanterly
für 2 Violinen, Viola de Gamba und Basso continuo
Lange war für Geiger Musik aus dem deutschen Sprachraum, die vor Johann Sebastian Bach komponiert wurde, eine Terra incognita. Doch mittlerweile ist neben Ignaz Franz Biber auch Johann Heinrich Schmelzer wiederentdeckt worden, wie zahlreiche CD-Einspielungen zeigen. Diese Musik klingt nur überzeugend, wenn sie mit einer historisch informierten Spielpraxis aufgeführt wird. Dazu sind alte Instrumente oder die Nachbauten alter Instrumente, Barockbögen und vor allem das geeignete Notenmaterial notwendig.
Der Passauer Kirchenmusiker Markus Eberhardt ermöglicht es in seiner Notenreihe Harmonia Coelestis, Barockmusik des 17. Jahrhunderts zu entdecken. Im neuesten Band der Reihe wird Johann Heinrich Schmelzers Sonata Lanterly vorgelegt, die von einigen namhaften Barockensembles in Einspielungen vorliegt. Sie wurde über die Melodie eines Vagabundenliedes, das damals wohl populär war, komponiert. Ihre Form ist vierteilig. Zunächst wird das Thema kontrapunktisch ausgebreitet, dann folgen der 2. Teil im Rhythmus der Galliarde, der 3. Teil im Charakter einer Gigue und der Schlussteil, der zunächst an den kontrapunktischen ersten Teil erinnert und schließlich zum Adagio-Schluss führt. Diese Form bietet den Spielern die Möglichkeit, abwechslungs- und facettenreich zu artikulieren und zu charakterisieren.
Eberhardt steuert dem Notenband ein kluges Vorwort bei, das über die Quellenlage und seine Edition informiert. Er übernimmt das Notenbild weitgehend originalgetreu aus der Quelle in der Düben-Sammlung der Universitätsbibliothek in Uppsala. Es ist gut, dass er die originale Balkensetzung belassen hat, die Hinweise gibt, in welchen Einheiten artikuliert werden soll. So gibt es Stellen, in denen acht Sechzehntel unter einem Balken erscheinen, und solche, in denen wie heute üblich nur vier Sechzehntel unter einen Balken gesetzt werden, was anzeigt, dass das eine Mal in größeren, das andere Mal in kleineren Einheiten artikuliert werden soll. Leider setzt Eberhardt Taktstriche wie heute üblich, obwohl diese in einzelnen Stimmen fehlen. Im 17. Jahrhundert hat sich die heute übliche Taktrhythmik erst herausgebildet. Deshalb sollte man das Fehlen von Taktstrichen schon ernst nehmen und zumindest dem heutigen Spieler
bewusst machen, dass der Taktstrich noch nicht dieselbe Bedeutung wie heute hatte. Dies könnte zum Beispiel durch gepunktete Taktstriche geschehen.
Doch insgesamt ist diese Edition sehr gelungen. Der Notentext ist übersichtlich, leicht les- und erfassbar. Neben der Partitur wird eine bezifferte Bassstimme beigegeben. Für die Viola da Gamba wird eine Stimme im Tenor- und eine im Altschlüssel mitgeliefert.
Für Ensembles mit zwei Violinen, Viola da Gamba und B.c. ist dieses Werk lohnend. Es bietet keine großen technischen Schwierigkeiten, ist aber musikalisch sehr interessant und im Konzert wirkungsvoll.
Franzpeter Messmer


