Brahms, Johannes/Luciano Berio / Gustav Holst
Sonata for Clarinet. Orchestra version / The Planets op. 32
Die Einspielung von Brahms Sonate f-Moll op. 120/1 ist eine Besonderheit. Nicht nur, weil diese Produktion eine Bearbeitung von Luciano Berio für Klarinette und Orchester ist, auch weil dem Solisten Reiner Wehle eine äußerst feinsinnige Interpretation gelingt.
Brahms schrieb seine zwei Klarinettensonaten op. 120 für Richard Mühlfeld, den Solisten der Meininger Hofkapelle. Bei den ersten Aufführungen 1894 und 1895 begleitete der Komponist seinen Freund am Klavier. Angeregt von der weichen und flexiblen Tongebung gab Brahms Mühlfeld den Spitznamen Fräulein Klarinette und schenkte ihm später die Manuskripte zu den Sonaten.
Berios Bearbeitung lässt die Solo-Stimme unangetastet. Der erste Satz wird mit einem kurzen Orchestervorspiel eingeleitet. So werden auch dem zweiten Satz einige Takte vorangestellt. Bei der Orchestrierung orientiert sich Berio weitestgehend an Vorgaben von Brahms, er bleibt nahe beim Klangapparat, den dieser für seine Solokonzerte einsetzte, und bezieht auch die von Brahms autorisierte Alternativ-Fassung von op. 120 für Viola mit ein.
Diese Aufnahme lebt von dem sensiblen und fein differenzierten Spiel des Solisten, der ein großes Klangspektrum der Klarinette von zerbrechlicher Zartheit bis hin zu scharfer Tongebung wirksam auslotet. Die Orchesterbegleitung ist dezent gehandhabt.
Die zweite Komposition auf dieser CD ist das erste Werk von Gustav Holst für großes Orchester und zugleich sein populärstes. Die Suite The Planets op. 32 entstand vor und während des Ersten Weltkriegs. Der ers-ten offiziellen Aufführung des Orchesterwerks konnte der Komponist aufgrund seiner Einberufung nicht selbst beiwohnen. Das Charakterbild Mars, welches die Suite anführt, wurde von vielen Hörern für eine Reflexion Holsts über seine Kriegserlebnisse gehalten. Tatsächlich schrieb er das Stück kurz vor Kriegsbeginn. Innerhalb von drei Jahren formulierte der britische Komponist, der selbst fünf Jahre lang als Posaunist arbeitete, seine klingenden Eindrücke zu den sieben großen Himmelskörpern unseres Sonnensystems und ließ sich dabei auch von seinem Interesse für die Astronomie inspirieren. Die Interpretation der prachtvoll orchestrierten Planetenbilder durch das Philharmonische Orchester der Hansestadt Lübeck und den Chor des Theaters Lübeck unter dem Dirigat von Roman Brogli-Sacher wirkt extrovertiert und überaus plastisch. Mit großem Können und ebensolcher Spielfreude erfüllen die Musiker ihre anspruchsvollen Aufgaben und lassen es dabei weder an Vitalität noch an rhythmischer Verve fehlen.
Die sorgfältig artikulierten Bläsersoli und Vokalisen integrieren sich organisch in das Klangbild. Zuweilen wünscht man sich das Tutti etwas kraftvoller. Ein wenig rätselhaft bleibt die Kombination von Brahms und Holst auf dieser CD.
Juliane Bally