Klein, Christoph

So veranstalten Sie ein Konzert

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Interna, Bonn 2005
erschienen in: das Orchester 04/2006 , Seite 87

Kaffee, Tee, Milch, Zucker (den ganzen Tag über), Brötchen, Jogurt, Butter, Wurst (Salami, Putenbrust, Schinken, Fleischwurst), Käse (Gouda, Frischkäse, Brie, Emmentaler), Marmelade, Nutella, Würstchen und Rührei, Obst (Bananen, Äpfel, Orangen), Gemüse (Tomaten, Gurken, Karotten, Paprika), Süßigkeiten/ Snacks (Salzstangen, Schokoriegel, Chips, Schokolade): Das ist die Beschreibung des Kalt-Caterings für eine Band/Crew und für den „Support“ in Christoph Kleins Broschüre So veranstalten Sie ein Konzert. Die Liste wird noch ergänzt. Aus dem Zusammenhang zitiert, liest sich das wie ein Ratgeber für gute Gastgeber. Aber das Veranstalten gleicht ja auch der Einladung guter Gäste. Seien es die Künstler auf der Bühne oder die Zuhörer: Sie wollen verwöhnt und gut behandelt werden.
Service hinter den Kulissen ist für Künstler wichtig (auch mit schmalem Budget möglich), und guter Service ist für das Publikum oft noch wichtiger als die Leistung auf der Bühne. Das kann man in dem Ratgeber lernen. Andererseits dürfte das Buch für alle, die klassische Konzerte veranstalten, kaum relevant sein. Mit „Veranstaltung“ ist gemeint: Disco, ein Event zur Vorstellung eines neuen Gebrauchtwagen-Centers. Oder auch ein (Rock-) Konzert. Die Warnung an alle, die Veranstalter werden möchten, liest sich wie aus dem Brevier des Personalberaters: Ein normaler Achtstundentag sei da eher die Ausnahme. Je nach Größe der Veranstaltung beginne die Arbeit bereits bis zwölf Monate vor dem eigentlichen Aufführungstag.
Argumentativ begeht Christoph Klein gleich zu Beginn einen folgenreichen Etiketten-Schwindel. Um zu argumentieren, warum Veranstalter zukünftig gute Chancen im Markt haben, zitiert er die Besucherstatistik des Bühnenvereins (Zeitraum 1990-2000). Die Zuschauerzahlen sind (damals, was er nicht sagt) gestiegen, aber eben bei Oper und Klassik (was er auch nicht sagt). Gemeint ist aber im gesamten Buch nur die andere Szene, die U-Musik. Die ist dann mit „Catering, Venue, Location“ oder dem „Night-Liner“ und der „Booking-Agentur“ (englisches Glossar im Anhang) ausreichend beschrieben.
Man kann lernen, dass Werbung zu einem Konzert gehört. Auch kann man lernen, dass man einen PC, Drucker, ISDN-Anschluss für Telefon, Fax und Internet-Anschluss haben sollte. Die Information, dass die meisten Kontakte heute via e-mail und Telefon bzw. Handy „gehalten werden“, fehlt auch nicht. Und obwohl von Richard Strauss sinngemäß überliefert ist, der Dirigent schwitze nicht, sollte man den nützlichen Hinweis beachten, „dass bei jedem Konzert Handtücher benötigt werden und das Ausleihen von solchen in der Regel sehr teuer ist“.
Als Konzertveranstalter steht man nicht abseits der Realität. Das merkt man spätestens an der GEMA-Rechnung oder den Kosten für Bereitschaftsdienste von Sanitätern und Feuerwehr. „Versammlungsstättenverordnung“ heißt das treffend im Deutschland. Nützlich also die Auflistung der üblichen Verdächtigen der Konzertvorbereitung. Es werden auch Vertragsmuster vorgestellt, die im Pop-Rock-Event-Business mehr Anwendung finden als bei Oper und Orchester.
Wer sich zum Ausrichten von Partys und dem Organisieren der Auftritte von Schülerbands als Veranstalter professionalisieren möchte, dem sei diese Broschüre ans Herz gelegt. Kritische Lektüre ist aber nötig, denn z.B. könnte man den Rat, dass man zwecks Abrechnung bei der Ticket-Dienstleister-GmbH eine Diskette einreichen solle, aktualisieren. Man solle als Veranstalter einen Überblick über den Musik- und Veranstaltungsmarkt haben, Zielgruppe und deren demografische Entwicklung inklusive. Es gäbe zahlreiche Musikzeitschriften auf dem Markt, deren Lektüre angeraten wird (besonders Musikwoche). Wer in den Charts genannt ist, müsse man auch wissen. Und als § 6 eines Vertragsmusters ist zu lesen: Der Veranstalter trägt „Sorge dafür, dass keine Waffen oder waffenähnliche Gegenstände zu den Veranstaltungen mitgebracht werden. Bei Störung kann das Konzert sofort abgebrochen werden“. Die daraus resultieren Kosten trüge allein der Veranstalter. Es ist wirklich gut, sein Publikum zu kennen…
Gernot Wojnarowicz