So gut wie Bach
Bei Bach-Adaptionen für Blechbläser ist naturgemäß Vorsicht geboten, denn viele Einspielungen zeigen, dass dabei oft nicht Bach im Mittelpunkt steht, sondern der beliebte Blechbläser-Dreikampf höher, schneller, lauter. Leider machen auch die berühmten Aufnahmen der Edel-Formationen German Brass oder Canadian Brass da keine Ausnahme. Ob Schumann, Bernstein, Albinoni, Mozart oder eben Bach: Der Sound bleibt gleich und ist manchmal erstaunlich frei von Einfühlungsvermögen für den Personalstil eines Komponisten.
Wer jetzt laut aufschreien möchte vor Zorn über diese zugegeben etwas pauschale Einschätzung, mag bedenken, dass sie auch dazu dient, die jüngst erschienene CD des Ensembles Elbeblech ins rechte, nämlich in ein sehr gutes Licht zu rücken. Sympathisch ist schon der Titel: So gut wie Bach spielt einerseits auf das Konzept der Aufnahme an, Werke des großen Meisters in historischen und neueren Bearbeitungen zu präsentieren von Krebs bis Reger und Vivaldi bis Blumberg. Andererseits könnte So gut wie Bach auch als augenzwinkerndes Eingeständnis verstanden werden: Wir wissen, dass die Originale unerreichbar sind, aber wir tun trotzdem alles, um ihnen gerecht zu werden.
Und das ist aller Ehren wert, denn Elbeblech kann strahlen und protzen ebenso wie schnörkellos und delikat spielen. Die Balance bei den fünf Blechbläsern, die sich aus verschiedenen deutschen Destinationen zusammengefunden haben, ist einfach phänomenal so gut, dass Elbeblech oft wie eine Zehner-Formation klingt. Im Mittelpunkt steht eben das Ensemble, weshalb im Programmheft die Einzelbiografien (und auch jeder Hinweis zum Ensemble selbst) einfach fehlen. Deshalb seien sie hier nachgeliefert: Thomas Meise (Trompete) ist seit 2006 Mitglied der Bielefelder Philharmoniker; Christof Skupin (Trompete) ist Mitglied des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR; Michael Winter war 3. und stellvertretender 1. Hornist der Landeskapelle Eisenach; Martin Räpple ist seit 2005 stellvertretender Soloposaunist im Osnabrücker Symphonieorchester; Stefan Kaundinya (Tuba), der auch Bearbeiter der meisten Stücke ist, hatte Praktikanten- oder Zeitverträge bei den Essener Philharmonikern, den Düsseldorfer Symphonikern und der Deutschen Radio Philharmonie
Saarbrücken Kaiserslautern.
Respekt gebührt Elbeblech auch für den Mut, nicht nur dankbare Werke ausgesucht und bearbeitet zu haben, sondern ebenso durchaus sperrige polyfone Sätze. Die werden dann wie Regers und Schumanns Fugen op. 46/2 bzw. op. 60/5 so traumhaft sicher und leicht geboten, wie das sonst nur Organisten schaffen. Zwei moderne Bach-Arrangements runden die Zusammenstellung ab, wobei sowohl die Inventions on Bach von Oliver Groenewald (geb. 1967) als auch Thorsten Blumbergs Bossa nova über das Agnus Dei aus der h-Moll-Messe zwar nicht übermäßig aufregend sind auf jeden Fall aber den Ernst deutlich machen, mit dem Elbeblech ans Werk gehen.
Johannes Killyen