Schostakowitsch, Dmitri
Sinfonien Nr. 3 & 15
Mit den Interpretationen der Sinfonien 3 und 15 gelangt die Gesamteinspielung der Schostakowitsch-Sinfonien mit dem Beethoven Orchester Bonn unter Roman Kofman zu ihrem Ende. Nicht alle der vorangegangen Folgen konnten überzeugen; allzu vorsichtig und neutral, ohne den gehörigen Mut zur Verwirklichung der Extremwerte, wirkte Kofmans Herangehensweise an diese Partituren, insbesondere im Fall der achten Sinfonie.
Die vorliegenden Einspielungen hinterlassen jedoch einen weit positiveren Eindruck. Zum einen liegt dies an der Leistung des Orchesters, das sich mittlerweile mit Schostakowitschs Idiom angefreundet zu haben scheint. Aber auch Kofman gelangt interpretatorisch zu durchaus annehmbaren Ergebnissen. An der schwer zu realisierenden 15. Sinfonie beispielsweise sind schon approbierte Schostakowitsch-Spezialisten grandios gescheitert entweder durch Überinterpretation und Sentimentalisierung oder durch ballettistische Leichtgewichtigkeit. Zwar gelingt es auch Kofman nicht, jedes expressive Detail des enorm vielschichtigen Werks gleichermaßen mit Leben zu erfüllen der marionettenhafte Spuk des Kopfsatzes etwa könnte pointierter, bösartiger klingen. Doch die vom Dirigenten praktizierte Sachlichkeit zeitigt insgesamt positive Ergebnisse, vor allem im dritten Satz und im rätselhaften Finale, in dem das hier gewählte relativ zügige Tempo keineswegs die den Satz beherrschende resignative Grundstimmung überspielt. Die uhrwerkartigen Schlagzeugrhythmen der Coda allerdings kommen ein wenig verschwommen und undeutlich daher.
Auch die Dritte mit ihrer kaleidoskopartigen Abfolge einzelner Szenen Schostakowitsch hat hier eine Feier zum 1. Mai in Musik gesetzt kann die Interpreten vor nicht geringe gestalterische Probleme stellen. Kofman entgeht ihnen größtenteils, indem er einen relativ straffen Bogen spannt und der zum Teil schrillen Groteske der Musik zu ihrem Recht verhilft, ohne sie indes überzubetonen. Der Chor aus Brno meistert seine nicht allzu dankbare Aufgabe im letzten Viertel der Partitur mit einiger Verve. Bleibt abschließend zu erwähnen, dass mittels der SACD-Mehrkanaltechnik ein äußerst dynamisches und transparentes Klangbild erzielt wurde, das alle wertvollen Details der Werke in natürlicher Perspektive abbildet.
Thomas Schulz