Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 9 in d-Moll, WAB 109

Bamberger Symphoniker, Ltg. Herbert Blomstedt

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Accentus
erschienen in: das Orchester 9/2025 , Seite 79

Um das Fazit einmal vorwegzunehmen: Diese DVD von Bruckners 9. Symphonie ist absolut empfehlenswert. Hier haben wir es mit einer wahren Sternstunde in Sachen hochkarätiger Bruckner-Interpretation zu tun.
Bruckner arbeitete an seiner 9. Symphonie mit Unterbrechungen von 1887 bis zu seinem Tod im Jahre 1896. Indes hat der Komponist sein Werk nicht mehr vollenden können. Bevor er an den vierten Satz gehen konnte, schloss er für immer die Augen. Das ist bedauerlich, denn bei der 9. Symphonie Bruckners handelt es sich um ein äußerst imposantes Klanggemälde von enormer Wirkung, das mächtig unter die Haut geht. Und das erst recht, wenn es derart hochkarätig dargeboten wird wie hier von Dirigent Herbert Blomstedt und den fantastisch disponierten Bamberger Symphonikern. Das der Aufnahme zugrunde liegende Konzert stellt gleichsam ein Geburtstagsgeschenk an Blomstedt dar, der am Tage der Aufführung, dem 11.7.2024, seinen 97. Geburtstag feierte. Und gleichzeitig ist diese DVD auch als eine gelungene Hommage an Bruckner selbst anzusehen, denn das Konzert fand gerade an dem Ort statt, an dem Bruckner so lange tätig war: dem Stift St. Florian. Wunderbar an dieser DVD ist, dass die Kamera auch mannigfaltige Impressionen aus dem Innenraum des Stifts einfängt, in dem Bruckner auch begraben liegt. So erblickt man bereits zu Beginn seine Grabplatte. Im Folgenden darf sich der Blick an so manchen prachtvollen Eindrücken von St. Florian erfreuen, auf denen auch das Auge Bruckners sicher mit Begeisterung ruhte. Und die Akustik dieser großen Kathedrale ist absolut einmalig. Bereits in dieser Hinsicht gerät die DVD zu einem Klangerlebnis.
Zum Ereignis gerät die Video-Aufnahme aber durch die grandiose Leistung von Herbert Blomstedt, der jede Facette von Bruckners herrlicher Musik mit enormer Raffinesse, immenser Intensität und hohem technischen Können auslotet. Er wartet mit einem durchdringenden, warmen, emotionalen und äußerst leidenschaftlichen Bruckner-Klang auf. Einfach nur brillant sind die von ihm und dem Orchester erzeugten Spannungsbögen sowie die fulminanten dramatischen Steigerungen. Mit der ausgeprägten Dramatik korrespondieren indes auch sehr weiche und zarte Stellen, die der Dirigent mit viel Feingefühl auslotet. Sehr markant gesetzte Akzente und das Herausstellen zahlreicher Finessen tun ein Übriges, um das Dirigat berauschend und eindringlich zu machen. Sehr prägnant gelingen Blomstedt auch die gut hörbaren Pizzicati. Es ist schon erstaunlich, welches Maximum an klanglicher Expressivität der 97-jährige Dirigent hier mit minimaler Zeichengebung aus den Musikern herausholt. Das Ende wirkt geradezu transzendental und erleuchtend.
Ludwig Steinbach

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