Carl Friedrich Abel
Sinfonia Concertante Nr. 1 B-Dur
für Oboe, Violine, Violoncello und Orchester, Urtext, hg. von Markus Möllenbeck, Partitur/Klavierauszug
Das Schaffen von Carl Friedrich Abel (1723–1787) spielt im heutigen Musikleben eine eher untergeordnete Rolle und findet sich zumeist ausschließlich im Repertoire von Ensembles für Alte Musik. Dabei hat der aus Köthen stammende, seit 1759 in London ansässige Gambist und Komponist eine Fülle geistreicher und musikalisch überzeugender Werke hinterlassen. Mit der vorliegenden, im Jahr 1775 komponierten Sinfonia Concertante Nr. 1 B-Dur (WKO 42) bediente Abel eine seinerzeit beliebte Gattung. Dabei zeigt er, wie meisterhaft er die drei solistischen Instrumente Oboe, Violine und Violoncello gemäß ihrer klanglichen und idiomatischen Eigentümlichkeiten miteinander zu verbinden weiß, indem er sie entweder geschlossen als kammermusikalische Gruppe dem Orchester gegenüberstellt oder ihren Einsatz wiederum so strukturiert, dass eines der Soloinstrumente Vorrang gegenüber den anderen, lediglich begleitenden Soli erhält. Ein Höhepunkt diesbezüglich ist der auf den Klang der Orchesterbläser verzichtende Mittelsatz (Adagio), der, von einem nur viertaktigen Streicherritornell umrahmt, durchgehend die kantablen Soli in den Mittelpunkt stellt und – ein absoluter Glücksfall – von einer ausgedehnten, aus der Hand des Oboisten Johann Christian Fischer stammenden Gruppenkadenz gekrönt wird.
Die von Markus Möllenbeck herausgegebene Urtextedition – zweiter Teil einer vierbändigen Serie, die Abels konzertante Werke für Violoncello umfasst – stützt sich auf einen 1781 in Berlin erschienenen Stimmendruck des Werkes sowie auf eine in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrte Handschrift von Fischers Kadenz. Die Partitur und der Solostimmensatz mit Klavierauszug (angefertigt von Ulrich Lüdering) weisen eine identische Ausstattung auf: Das wohl informierte, mit Hinweisen auf weitere Literatur versehene Vorwort enthält neben einer lesenswerten Einführung in Leben und Werk Abels eine kurze Charakterisierung der Sinfonia Concertante und ihrer musikalischen Eigentümlichkeiten sowie, ergänzt um einen kurzen Kritischen Bericht mit Fehlerkorrekturen und vier Faksimile-Abbildungen, genaue Beschreibungen sämtlicher Quellen.
Darüber hinaus liefert der Herausgeber sowohl aufschlussreiche Hinweise zur Aufführungspraxis – etwa zur Verwendung eines Fagotts als Bassinstrument in allen Tutti-Passagen – als auch eine Einordnung von technischem Anspruch und Tonumfang (C bis d2) des Werkes bezogen auf die Gesamtheit von Abels konzertanten Violoncellowerken. Die Edition enthält zwar keinerlei Fingersätze, um die Ausführenden zur kreativen Ergänzung eigener Bezeichnungen zu ermuntern; doch gibt der Herausgeber im Vorwort immerhin Hinweise auf die Möglichkeit zur Ausführung der hohen Violoncello-Passagen in Daumenlage.
Stefan Drees