Werke von Takemitsu, Gershwin, Monteverdi und anderen

Signals from Heaven

Salaputia Brass, Ltg. Jeroen Berwaerts

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Audite 97.725
erschienen in: das Orchester 07-08/2017 , Seite 69

Jeroen Berwaerts, ehemaliger Solo-Trompeter des NDR-Sinfonieorchesters und seit 2008 Professor für Trompete an der Musikhochschule Hannover, legt gemeinsam mit dem Blechbläserensemble Salaputia Brass eine CD vor, die sich wirklich hören lassen kann!
Die zwölf Blechbläser, die sich 2007 im Bundesjugendorchester unter dem Namen Salaputia Brass zusammen geschlossen haben, bekleiden heute Stellen in namenhaften Orchestern wie dem Leipziger Gewandhaus, den Hamburger Philharmonikern oder dem Konzerthausorchester Berlin. Berwaerts Intention, mit der Werkzusammenstellung ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, welches Menschen miteinander verbindet und verschiedene Stile korrespondieren lässt, geht vollständig auf: Stücke von Claudio Mon­teverdi und Giovanni Gabrieli befinden sich im Wechsel mit Werken von George Gershwin, Duke Ellington und einigen großartigen Arrangements bekannter Spirituals. Durch dieses Wechselspiel erlebt der Hörer, wie eine kaum bekannte Intensität, ein wahrer Hörrausch entsteht.
Wirkt das Eröffnungsstück, Monteverdis Toccata aus der Oper Orfeo, noch etwas statisch und wird wahrscheinlich insbesondere Spezialisten der Alten Musik nicht uneingeschränkt begeistern, spürt man im weiteren Verlauf einen mitreißenden Sog in die musikalische Korrespondenz der einzelnen Werke.
Namensgeber und Hauptwerk dieses Tonträgers ist Signals from Heaven des japanischen Komponisten Toru Takemitsu. Das wellenartige, durchsichtige „Day Signal“ steht einem dunkleren, leicht bedrohlich wirkendem „Night Signal“ gegenüber. Hier punktet Salaputia Brass mit einer exzellenten und äußerst homogenen Umsetzung der Dynamik in beiden vom Komponisten vorgeschriebenen Bläsergruppen. Die jungen Musiker setzen hier Maßstäbe, die wegweisend für zukünftige Interpretationen dieses Werks sein werden.
Ein besonderer Höhepunkt sind die Momente, in denen der gebürtige Belgier Jeroen Berwaerts seine Qualitäten im Jazzgesang unter Beweis stellt: Neben Summertime ist er in vielen Spirituals mit ausdrucksstarken, aber trotzdem sehr natürlichen Interpretationen zu erleben.
Nicht unerwähnt sollten die Arrangeure der Spirituals bleiben, die maßgeblich zum Gelingen des Projekts Signals from Heaven beigetragen haben und von denen die Musikwelt sicher noch einiges erwarten darf: Boris Netsvetaev, ein in Hamburg lebender, russischer Jazzpianist, zeichnet sich für Gershwins Summertime, Duke Ellingtons Some Sunday sowie Sometimes I feel like a motherless child und Nobody knows the Tourble I’ve Seen verantwortlich. Und Peter Dörpinghus, der ebenfalls als Trompeter auf diesem Tonträger zu erleben ist, vermochte es, das Spiritual Swing Low in einer genialen Fassung für diese Besetzung zu arrangieren.
Eine CD, die nicht nur mit großartigem Ensemblespiel Maßstäbe setzt, sondern es mit einem gelungenen Konzept und der erstaunlich mutigen Umsetzung schafft, eine Tiefgründigkeit und Inspiration zu erzeugen, die ihresgleichen sucht.
Kristin Thielemann

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