Werke von Ferruccio Busoni, Giuseppe Martucci, Alfredo Casella und anderen
Serenata Italiana
Raphaela Gromes (Violoncello), Julian Riem (Klavier)
Eine Hommage an ihren Sehnsuchtsort Italien war das Anliegen von Raphaela Gromes, als sie mit ihrem musikalischen Partner Julian Riem ihr Debütalbum bei Sony konzipierte. Die beiden können bereits auf eine Reihe gemeinsamer Produktionen zurückblicken. Unter dem Motto Serenata Italiana stellen sie jetzt kammermusikalische Werke italienischer Komponisten aus dem 19. und 20. Jahrhundert vor. Keines davon hat es bisher ins Standardrepertoire geschafft nicht zuletzt vielleicht deshalb, weil seit den Belcanto-Opern die anderen Gattungen in Italien einen vergleichsweise schweren Stand hatten. Umso schöner also, dass sich Gromes und Riem ihrer angenommen haben und das mit solcher Hingabe.
Bereits im ersten Stück, der Serenata op. 34 von Ferruccio Busoni, hört man beide in der kantablen Melodik schwelgen, die alle auf dem Album versammelten Kompositionen auszeichnet. Beinahe noch etwas eindringlicher und leidenschaftlicher klingt die darauffolgende Cellosonate in fis-Moll op. 52 von Giuseppe Martucci. Letzterer setzte sich zu Lebzeiten sehr für die Instrumentalmusik ein, weshalb Gromes zufolge seine Cellosonate im Zentrum der Aufnahme steht. Die Cellistin kann darin ihren samtenen Ton besonders in den tieferen Lagen des Trios und des Intermezzos zur Geltung bringen; der Scherzo-Satz allerdings sprüht vor Lebendigkeit und wird von den Künstlern auch entsprechend temperamentvoll musiziert.
Gleiches gilt für die Tarantella op. 54 von Alfredo Casella: Wie viele seiner Werke knüpft auch dieses im Jahr 1934 komponierte, sehr virtuose Stück an die Volksmusik Süditaliens an. Und so, wie Gromes und Riem es vortragen, animiert es tatsächlich zum Mittanzen auch ohne Spinnenbiss.
Ganz ähnlich schwungvoll im Charakter ist der Figaro von Mario Castelnuovo-Tedesco, eine Konzertparaphrase nach Rossinis Barbier von Sevilla. Diese wird besonders zum Schluss hin geradezu aberwitzig schnell. Dass Gromes unter anderem 2016 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in der Kategorie Cello solo gewonnen hat, kommt eben nicht von ungefähr.
Wiederum stärker gefühlsbetont geht es in der Romanza zu, die in Kombination mit einer Humoresque das Opus 16 des Dvorák-Schülers Leone Sinigaglia bildet. Besonders in dieser Humoresque fällt auf, wie hervorragend die beiden Interpreten aufeinander eingespielt sind, gestalten sie doch jedes einzelne Ritardando absolut synchron. Ein Gegengewicht zu den vielen Lebenslust vermittelnden Kompositionen stellt das Animato con passione von Matilde Capuis dar, das diese im Jahr 1944 schuf und aus dem der Schmerz und die Angst der Kriegsjahre herauszuklingen scheinen. Auch hier überzeugen die Musiker durch ihren ausdrucksvollen Vortrag.
Alles in allem also ein schönes Album, das Lust auf mehr macht. Und erfreulicherweise ist dieses Mehr bereits in Arbeit: ein CD-Projekt mit dem WDR Funkhausorchester unter dem Motto Hommage à Rossini, das auch einige Weltersteinspielungen verspricht.
Julia Hartel