Beethoven, Ludwig van
Septett Es-Dur op. 20
Studienedition und Urtextausgabe mit Stimmen
Das ab 1798 entstandene Septett für Violine, Viola, Klarinette, Horn, Fagott, Violoncello und Kontrabass op. 20 bildet nahezu den Endpunkt der kontinuierlichen Beschäftigung Beethovens mit einer Kammermusik, die Blasinstrumente einbezieht. Mit seiner sechssätzigen Anlage verrät es seine Herkunft aus der höfischen Unterhaltungsmusik, weist aber doch mit einzelnen sinfonischen Zügen schon über sie hinaus. Immerhin: Die Rückbindung an die leichtgewichtigere Divertimento-Tradition machte das Werk schnell populär, nachdem es am 2. April 1800 im Rahmen von Beethovens grosser musikalischer Akademie im Wiener National-Hoftheater neben dessen erster Symphonie öffentlich uraufgeführt worden war.
Beethoven ärgerte sich jedoch bald über den Erfolg, weil man seine folgenden bahnbrechenden Arbeiten vom Maßstab dieses Septetts aus in der öffentlichen Meinung als zu avanciert und unverständlich kritisierte. Wachsende Distanz des Komponisten zum Werk und seiner Rezeption verrät ein Brief vom April 1802 an den Verleger Hoffmeister, in dem Beethoven anmahnt:
mein Septett schikt ein wenig geschwinder in die Welt weil der Pöbel drauf harrt. Das hinderte ihn freilich nicht, die Popularität des Septetts auszunutzen und im Jahr 1805 eine leichter praktikable Bearbeitung für Klavier, Klarinette (oder Violine) und Violoncello zu publizieren, die er sogar einer eigenen Opuszahl (op. 38) für würdig hielt.
Die vorliegende Urtext-Ausgabe des Septetts übernimmt den Notentext aus der neuen Beethoven-Gesamtausgabe, nämlich aus deren Abteilung VI (Kammermusik ohne Klavier) und dort wiederum aus Band 1 (Kammermusik mit Blasinstrumenten), den der bekannte Musikwissenschaftler Egon Voss ediert hat. Sie gliedert sich in eine Studienpartitur und einen separaten Stimmensatz, der für praktische Zwecke die Hornstimme gleich zweifach enthält (alternativ in den Stimmungen Es oder F). Mustergültig in Hinsicht auf die Musizierpraxis ist die Ausstattung der Stimmen mit Stichnoten und ihre wendefreundliche Seiteneinteilung.
Gleichzeitig werden auch wissenschaftliche Ansprüche ins Kalkül gezogen. Studienpartitur wie auch Violinstimme enthalten die wichtigsten Informationen zu den Quellen: Im Falle des Septetts sind dies die Erstausgabe der Originalfassung und die heute in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau aufbewahrte Partitur. Ebenfalls beigefügt sind im Anhang zahlreiche Einzelbemerkungen zu abweichenden Lesarten der Quellen in Bezug auf Phrasierung, Artikulation und Dynamik, die dem ausführenden Musiker Aufschluss über editorische Entscheidungen geben. Für darüber hinausgehende Interessen wird mit Recht auf den entsprechenden Kritischen Bericht im Rahmen der neuen Beethoven-Gesamtausgabe verwiesen.
Gerhard Dietel


