Schneidewind, Petra / Martin Tröndle (Hg.)
Selbstmanagement im Musikbetrieb
Handbuch für Musikschaffende
Das berufliche Umfeld für professionelle Musiker befindet sich in einem raschen Wandel, wenn nicht gar im Umbruch. Längst nicht alle, die Instrumentalmusik studieren, können später auch davon leben, geschweige denn eine der immer rarer werdenden Orchesterstellen oder eine Vollzeitstelle an einer Musikschule ergattern. Immer mehr Absolventen werden daher entweder zur Zweitausbildung, zum Berufswechsel oder in die Selbstständigkeit und freie Ensembles gedrängt. Für diese Lebenssituation sind sie allerdings in der Regel nicht ausreichend gerüstet und vorbereitet.
Genau hier liegt der Ansatz für das Buch zum Selbstmanagement für Musiker. Die Herausgeber sowie verschiedene Fachautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nehmen sich dem Thema unter verschiedenen Blickwinkeln an. Das erste Kapitel behandelt schwerpunktmäßig die Themen Musikmanagement und Musikvermittlung. Einem Abriss über die Entwicklung und den heutigen Stand des Konzertwesens folgt eine Betrachtung
der Publikumsstrukturen. Hierbei wird u. a. deutlich, dass Musikinstitutionen ebenso wie Kammermusikgruppen oder Solokünstler immer noch viel zu wenig ihr potenzielles Publikum kennen, wahrnehmen oder aktiv erschließen und daher ihre Angebote nicht so wirksam in den Musikmarkt einbringen, wie es eigentlich möglich und erforderlich wäre.
Den Schwerpunkt bildet das zweite Kapitel, etwas untertreibend oder unscharf mit dem Titel Selbstmanagement überschrieben, denn es geht nicht um das Erkennen und Überwinden persönlicher Zeitfallen, sondern vielmehr um Themen, die über das eigentliche Selbst-Management weit hinausgehen. Es beginnt mit der Darstellung der Grundzüge verschiedener Managementmethoden u. a. am Beispiel der Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung eines Konzertauftritts. Über 30 weitere Seiten sind einem geballten und praxisnahen Überblick über Marketing-Methoden gewidmet, ergänzt durch einige Beispielfälle. Breiten Raum nehmen auch die Ausführungen zur geeigneten Öffentlichkeitsarbeit und Werbung ein. Instruktiv sind hierbei etliche Leitfäden und Checklisten für Publikumsbefragungen, zur Kampagnenplanung oder zur Erstellung von Künstlermappen. Besonders gelungen sind die Hinweise zum korrekten Einsatz des Internets und der Online-Pressearbeit; Themenfelder, in denen auch von großen Kulturinstitutionen oftmals noch einiges dem Zufall oder gar der Unprofessionalität überlassen wird.
Das dritte Kapitel ist dem Thema Recht gewidmet. Angesprochen werden die Bereiche Verwertungsrechte, Urheberrechte, So-zialversicherungsfragen, Steuerrecht und Vertragsrecht. Diese Rechtsgebiete werden auch für Nichtjuristen gut verständlich zunächst für das deutsche Recht und dann für das Recht der Schweiz abgehandelt. Beim Thema Vertragsrecht sind ein Muster-Konzertvertrag und eine Muster-Bühnenanweisung abgedruckt. Das vierte Kapitel schließlich befasst sich mit den Partnern im Musikbetrieb, also Künstlervermittlungen und Agenturen, der Tonträgerindustrie und den Musikverlagen.
Im Anhang finden sich zahlreiche Literaturhinweise sowie Internetadressen. Bedauerlich ist, dass auf die Erstellung und den Abdruck eines Stichwortverzeichnisses verzichtet wurde; dies würde den Gebrauchswert des Buchs gewiss erhöhen. Trotz dieses kleinen Mankos ist die Lektüre nicht nur den eingangs beschriebenen Musikern auf dem Weg in die Selbstständigkeit, sondern auch Orchestermanagern, Kammermusikgruppen und Solisten durchaus zu empfehlen.
Gerald Mertens