Möller, Eberhard (Hg.)
Schumann Briefedition
Serie I, Familienbriefwechsel, Bd. 2: Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie Wieck; Bd. 3: Briefwechsel Robert und Clara Schumanns mit der Familie Bargiel
Mehr als hundert Jahre hat es gedauert, bis die systematische Neuveröffentlichung der Korrespondenz Robert und Clara Schumanns angegangen wurde. Das große, auf mehr als 45 Bände angelegte Projekt, das bis 2017 abgeschlossen sein soll, wird neue Maßstäbe für die Kenntnis nicht nur der Familie Schumann, sondern auch der deutschen Musikgeschichte im 19. Jahrhundert setzen.
Die beiden nun vorliegenden Bände enthalten die Korrespondenz Clara und Robert Schumanns mit Claras Verwandtschaft, den Familien Wieck und Bargiel. Nicht überraschend konzentriert sich die Korrespondenz vor allem auf den Vater Friedrich Wieck und dessen zweite Frau Clementine bzw. die Mutter Marianne Bargiel und den Halbbruder Woldemar sowie dessen Familie. Die an Inhalt äußerst reichen Bände erhellen nicht nur Clara Wiecks familiäres Umfeld, sondern spiegeln gleichermaßen einen großen Teil des kulturellen Lebens des 19. Jahrhunderts. Von einem umfangreichen Brief der gerade achtjährigen Clara 1827 an ihre Mutter bis hin zu einem Schreiben der 76-Jährigen von 1894 zum Tod der Halbschwester Cäcilie reicht das Spektrum, ebenso finden sich sämtliche erhaltenen Gegenbriefe; die Briefe sind jeweils sortiert nach den Korrespondenzpartnern. Auch die nicht erhaltenen Briefe werden aufgelistet, sofern aus anderer Korrespondenz erschließbar.
Gerade die Kommentierung der Briefe ist (trotz weniger Fehler bei Querverweisungen), ebenso wie die Einleitungen in die verschiedenen Abteilungen und die vorbildlichen Register (in denen sich zu jeder Person Kurzinformationen finden), essenzielle Ergänzung des Briefkorpus selbst. Und so unpraktisch für den Ungeübten die Kürzel in den Kommentaren sein mögen, so sind sie doch der Knappheit halber nachvollziehbar. Besonders hilfreich ist es, dass die Erläuterungen zu den Postsachen diesen jeweils unmittelbar folgen. Editorische Erläuterungen (Wechsel von Schreibern innerhalb der Postsachen etc.) und Kommentare zu Personen, Namen oder Daten werden getrennt dargeboten, und es mag diskussionsfähig sein, ob Durchstreichungen unbedingt durch Spitzklammern <> dargeboten werden müssen und nicht durch schlichte Durchstreichungen doch sind solche editorischen Entscheidungen (ebenso wie jene der Mitteilung der Seitenwechsel innerhalb jedes Briefes) sicher mit Bedacht mit Blick auf den zu behandelnden Bestand der 45 Bände getroffen worden. Allerdings beeinträchtigt die Entscheidung für hohe wissenschaftliche Akkuratesse gelegentlich die Lesbarkeit.
Dennoch wird die Briefausgabe für lange Zeit musterhaft und ein würdiger Partner neben der Veröffentlichung der Haushalts- und Tagebücher der Schumanns sein.
Jürgen Schaarwächter