Hummel, Bertold

Säckingen

Musik für 6 Trompeten (oder alternative Blechblasinstrumente) und Pauken (auch Nietenbecken) op. 103f (2000), Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2011
erschienen in: das Orchester 09/2011 , Seite 75

Man nimmt die Partitur zur Hand und sieht auf dem Titelblatt wie Schlagworte den Namen „Hummel“, darunter „Säckingen“. Was wäre dem hinzuzufügen? Nicht nur Trompeter verbinden mit Säckingen den großen Opernerfolg Victor Ernst Nesslers im 19. Jahrhhundert, seinen Trompeter von Säckingen. Der Bezug zwischen Titel und Besetzung liegt auf der Hand. Darüber hinaus ist das Werk in der „Schott Harmonie Serie“ verlegt, in der, so der Verlag, „Musik für symphonisches Blasorchester, Blaskapellen und Bläserensembles“ erscheint. Da diese Serie hauptsächlich Bläser anspricht, kann eine Verwechslung mit Johann Nepomuk Hummel als aus­geschlossen gelten. Es kann sich nur um Musik des 20. Jahrhunderts handeln.
Insofern ist der Titel weniger Schlagwort als Markenzeichen. Mag er manchem auch als dem Zeitgeist geschuldet erscheinen, die Griffigkeit dieses Erscheinungsbildes hat manches für sich. Geschrieben wurde das Werk übrigens anlässlich der European Trumpet Guild Conference 2000 in Bad Säckingen.
Beim Blick in die Partitur selbst habe ich das Vergnügen, mich ganz meinen persönlichen Eindrücken wortlos hingeben zu können, denn der Komponist höchstpersönlich hat sich in einem kleinen Vorwort zu seiner Musik geäußert: „Säckingen ist ein dreiteiliges Werk für sechs Trompeten: von der Basstrompete bis zur Piccolotrompete – und Pauken. Die drei Abschnitte des Werkes bezeichnen genau die gegensätzliche Satzabfolge. Im ersten Satz (Allegro) wird ein gezielter Gebrauch von Chromatismus mit getrillerten Passagen gekoppelt, um mit neuen akzentuierten, antiphonalen, rhythmischen Einwürfen wiederum zu kontrastieren. Ein Nachhall von Luthers Ein feste Burg ist unser Gott lässt sich im zweiten Satz (Choral) durch teils getragene und teils architektonische rhythmische Thematik er­ahnen. Im letzten Satz (Paraphrase) wird eine bekannte, diesmal moderne Melodie zitiert und rhythmisch sowie harmonisch zerlegt, um wiederum im raschen Hinlauf zum dramatischen Ende zusammengefügt zu werden.“
Wer könnte sich anmaßen, das treffender zu formulieren? Das Lesen der Musik, das Erkennen der melodischen Linien – Hummel war ein großartiger Melodiker – und die strukturellen Formen bereiten einfach Freude.
Die spieltechnischen Anforderungen sind gehoben, aber nicht extrem. Eher dürfte es schwierig werden, die Instrumente im Sinn der Originalpartitur zuammenzustellen: eine Piccolo-Trompete, eine Es-Trompete, zwei B-Trompeten, eine Bass-Trompete in B, eine Bass-Trompete in C. Für Musikhochschulen dürfte diese Besetzung gewiss eine dankenswerte Aufga­be darstellen. Die Formation kann auch variieren, z.B. mit Horn, Alt-Posaune, Tenor-Posaune, was durchaus vom Komponisten so gedacht ist.
Peter Hoefs