Wallen, Errollyn

Romeo Turn

für Viola, Violoncello und Kontrabass

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Peters, London 2004
erschienen in: das Orchester 10/2007 , Seite 80

Bratsche, Violoncello und Kontrabass bedenkt die aus Belize stammende Komponistin Errollyn Wallen mit einem klangstarken, prägnanten und geradewegs auf den Punkt kommenden Trio. Romeo Turn nennt die 1959 geborene Komponistin ihr 1999 geschriebenes und im Jahr darauf uraufgeführtes Auftragswerk, zu dem sie auf einer ihrer Reisen inspiriert wurde. Sieben Sätze, jeder für sich kaum länger als ein, zwei Minuten, bilden den Rahmen, in dem sich die drei tiefen Streicher mal rhythmisch packend, dann wieder lyrisch ausgreifend entfalten dürfen.
Wallen, die neben der Klassik auch der U-Musik sehr nahe steht, beherrscht die kleine Form. Miniaturen oder auch kurzen Liedern gleich reihen sich die Abschnitte in Romeo Turn aneinander, bilden Paare und fächern die tonlichen Möglichkeiten von Viola, Violoncello und Kontrabass kaleidoskopartig auf. Die Komponistin entwirft hier eine dramaturgisch durchstrukturierte Suite, die auf engstem Raum erzählerische Kraft entfaltet.
Schaut man ins Werkverzeichnis der Komponistin, dann findet man neben jeder Menge Kammermusik heute schon eine ganze Reihe Opern und vor allem auch zahlreiche Lieder. Und gerade mit diesen letzten beiden Gattungen verbindet dieses Streichtrio entgegen dem vordergründigen Schein so einiges. Wallen lässt ihre drei Protagonisten in Romeo Turn singen und erzählen, sie gibt ihnen einen klaren dramatischen Impuls mit auf den Weg durch alle Abschnitte.
Musikalisch dankbar sind die drei Stimmen gestaltet: Die Bratsche darf mit Bravour führen, darf einen satten Diskant intonieren oder auch einmal markig zupacken. Das Cello glänzt in tenoralen Höhen ebenso wie bei der Strukturierung der klanglichen Mitte dieses Trios. Und der Kontrabass schließlich ist Schrittmacher, üppiges Fundament und Energiequelle in diesen sieben Sätzen. Zusammen müssen die drei Streicher rhythmisch prägnant, klanglich weit ausgreifend, dynamisch souverän und robust und virtuos agieren – dann entwickelt Romeo Turn die Farbigkeit, die Errollyn Wallen hier auf kleinem Raum skizziert hat.
Daniel Knödler