Schumann, Robert / Clara Schumann

Romances and Fantasies

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 89146
erschienen in: das Orchester 05/2010 , Seite 71

Mit dem programmatischen Titel Romanzen und Fantasien ist die neue CD des renommierten Klarinettisten François Benda einem zentralen Aspekt des romantischen Komponierens gewidmet. Er spiegelt sich besonders im Schaffen des Musikerehepaars Robert und Clara Schumann in einer Vielzahl entsprechend betitelter Kompositionen, schlägt sich aber auch – vornehmlich die Fantasie betreffend – allgemein im Komponieren nieder. Die programmatische Idee mit Werken für Klarinette und Klavier der Schumanns umzusetzen, stößt auf einige Schwierigkeiten, denn die einzige original für Klarinette geschriebene Komposition Robert Schumanns sind die bekannten Fantasiestücke op. 73 von 1849. Sie bilden den krönenden Abschluss der CD.
Alle anderen Werke sind Bearbeitungen für Klarinette und Klavier von Kompositionen aus demselben Jahr oder der Zeit kurz danach. Dem Adagio und Allegro op. 70, das ursprünglich Romanze und Allegro hieß und für Horn und Klavier geschrieben wurde, hört man die unmittelbare Nachbarschaft zu den Fantasiestücken in manchen Wendungen noch an. Für Oboe und Klavier schrieb Robert Schumann die Drei Romanzen op. 94, hatte aber selbst schon eine Alternativbesetzung für Klarinette angegeben. Hin-zu tritt noch das Arrangement des vierhändigen Klavierstücks Abendlied aus op. 85.
Eingedenk der einmal von Robert Schumann geäußerten Ansicht: „Also schreibe man Sonaten oder Phantasien (was liegt am Namen!), nur vergesse man dabei die Musik nicht“, fügt sich auch die Transkription der zwei Jahre später geschriebenen Violinsonate a-Moll op. 105 unter das Motto der CD. Der melodische Duktus der Sonate entfaltet sich in der Klarinetten-Transkription Bendas zwar weitgehend, aber stellenweise wird die Uminstrumentierung doch spürbar. Dies trifft auch auf einige Spielfiguren zu, die in den ebenfalls bearbeiteten Drei Romanzen op. 22 für Violine und Klavier aus dem Jahr 1853 von Clara Schumann auffallen.
Es wäre eine sinnvolle Alternative gewesen, anstelle dieser Komposition die Drei Romanzen op. 21 für Klavier solo von Clara Schumann aufzunehmen, um der ausgezeichneten lettischen Klavierbegleiterin Elina Gotsouliak Gelegenheit zu geben, mehr in den Vordergrund zu treten. Dies hätte auch die CD abwechslungsreicher gemacht und ihr in Anbetracht der vielen Transkriptionen etwas mehr Authentizität verliehen.
Der Klarinettist François Benda, ein später Nachfahre der berühmten Musikerfamilie, beweist durch sein ausdrucksvolles Spiel seine große Musikerpersönlichkeit. Sein intensives Spiel nimmt unmittelbar gefangen. Mit leuchtend hellem Klarinettenton und äußerst dynamischem und sensiblem Spiel gestaltet er jede Phrase aus und gewinnt den Schumann’schen Kompositionen alle denkbaren Schattierungen ab.
Einzig über die Verwendung des Vibratos, das er überwiegend bei Haltetönen einsetzt, mag man anderer Auffassung sein. Genauso einfühlsam wie Benda und mit sehr transparentem Spiel agiert Gotsouliak als Partnerin am Flügel.
Heribert Haase

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