Mozart, Wolfgang Amadeus
Requiem
Man mag es kaum glauben, dass bereits die zweite Halbzeit des schönen, reichen Mozart-Jubiläumsjahres eingeläutet wurde. So viel Kostbares ist inzwischen entstanden auf dem literarisch-wissenschaftlichen wie auf dem medialen und Tonträgersektor. Auf eine neue Aufnahme des Requiems ist man natürlich besonders gespannt, sind doch inzwischen alle Rätsel gelöst um den so genannten geheimnisvollen Boten, und die Rehabilitation des Franz Xaver Süssmayr gilt auch als abgeschlossen.
Nun also zu den Vorzügen der Leipziger Totenmesse. Jeder einzelne Satz gewinnt sofort sein eigenes Profil, nimmt Schwung auf und besticht durch eine verblüffende Mischung aus Kraft und Leichtigkeit. Wunderbar artikuliertes und artikulierendes Musizieren im Orchester korrespondiert mit einer Lebendigkeit und Präzision des Chors, der sich durch Ausgewogenheit und Durchhörbarkeit bis in die kleinsten Details auszeichnet. Die Leipziger singen schlichtweg auf dem Niveau der weltbesten Kammerchöre. In dieses Musizieren fügt sich das ausgezeichnete Solistenensemble mit dem beeindruckenden Solo-Posaunisten harmonisch ein. Selten hat man eine Requiem-Interpretation vernommen, die als Ganzes und in den Teilen solchermaßen als Einheit daherkommt. Diese Aufnahme lässt durch ihre Ernsthaftigkeit und zugleich Spiellaune (Fugen-Abschnitte!) wie kaum eine andere erahnen, ja macht glauben, welche Einstellung Mozart bei der Komposition bestimmt haben mochte: Den Tod nicht darstellen als Schreckgespenst, sondern als den, welchen er praktisch von Kind an als seinen besten Freund zu bezeichnen pflegte.
Auf gleichem Standard werden auch die beiden der CD zugegebenen Werke Inter natus mulierum und Misericordias Domini musiziert.
Werner Weiß