Cherubini, Luigi / Anton Bruckner
Requiem c-Moll / Requiem d-Moll
Freunde geistlicher Musik kommen hier ganz sicher auf ihre Kosten. Zwei Requiems von Luigi Cherubini und Anton Bruckner sind auf zwei CDs des Labels Aulos vereint.
Bereits mit 28 Jahren zog der Florentiner Cherubini nach Paris, um als Opernkomponist und langjähriger Direktor am Conservatoire bis zu seinem Tode zu wirken. Was vielen bislang immer noch verborgen blieb: Cherubini komponierte zahlreiche kleinere und größere kirchenmusikalische Werke, welche bis heute zum Teil unveröffentlicht in Bibliotheken und Archiven ruhen. Selbst sein erstes größeres Werk, das er mit nur 13 Jahren komponierte, war eine vierstimmige Festmesse. Verantwortlich für die Unbekanntheit ist sicherlich das derzeit fehlende Interesse an Kirchenmusik im Allgemeinen und im Speziellen die grobe Unkenntnis der Werke Cherubinis. Er galt als glänzender Kontrapunktiker und geschätzter Tonsetzer, der zahlreiche Komponisten wie Franz Schubert oder Hector Berlioz beeinflusste.
Seine sehr pastoral gehaltene Messe de Réquiem in c-Moll für vierstimmigen Chor und großes Orchester spiegelt großartig die Auffassung von Messkompositionen dieser Zeit wider. Nicht nur das Datum der Entstehung, 1816, sondern auch die stilistische Nähe assoziieren dem Hörer die Messvertonungen von Anton Diabelli, Johann Nepomuk Hummel, Joseph von Eybler und sogar die ersten Messen von Schubert. Cherubini komponierte sein erstes Requiem zum 24. Jahrestag der Enthauptung Ludwig XVI. am 21. Januar 1817.
Im Todesjahr des Komponisten der berühmten Medea schrieb Anton Bruckner achtzehnjährig seine erste Messe, die Windhaager Messe in C-Dur. Auch Bruckner war als vollendeter Kontrapunktiker, der bei Simon Sechter in die musikalische Lehre ging, für Kirchenmusik aller Art prädestiniert. In den 1840er Jahren war Bruckner jedoch noch in verschiedenen oberösterreichischen Orten als Lehrer angestellt, der seine Beziehung zum Stift St. Florian stets aufrecht erhielt. Ein Förderer Bruckners, der Gerichtsangestellte und Hofschreiber Franz Sailer, der ihn zum Studieren nach Wien schicken wollte, verstarb plötzlich. Dieser hatte seinen erst erworbenen wertvollen Flügel Bruckner vererbt. Aus Dankbarkeit komponierte Bruckner das Requiem in d-Moll für Soli, Chor, Horn, drei Posaunen, Streicher und Orgel, das am ersten Jahrestag des Todes seines Förderers, am 15. September 1849, in St. Florian aufgeführt wurde.
Die vorliegenden Aufnahmen mit Herbert Ermert als künstlerischem Gesamtleiter verschiedener Orchester und Chöre, denen er längst schon nicht mehr angehört, liegen inzwischen bei Bruckner fast 25 Jahre und bei Cherubini 13 Jahre zurück, damals noch auf Schallplatte. Trotzdem ist dies kein Qualitätsmangel, da diese Aufnahmen schon damals als überaus vorbildlich galten. Gutes setzt sich eben immer durch. Einziger Wermutstropfen ist das an Informationen äußerst sparsame Booklet. Während man als Besitzer der älteren Schallplatten nicht nur über Komponisten, sondern auch über den Leiter, über die Orchester und die Chöre etwas Wissenswertes erfährt, findet sich im CD-Begleitheft dazu nichts, nur Dürftiges über die Komponisten. Aber es gibt ja zum Glück Internet.
Werner Bodendorff