Föhl, Patrick S. / Iken Neisener (Hg.)

Regionale Kooperationen im Kulturbereich

Theoretische Grundlagen und Praxisbeispiele

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: transcript, Bielefeld 2009
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 63

Kultureinrichtungen sind regional meist von denselben Fördertöpfen abhängig, und bevor sie im Kampf um diese knappen Mittel übereinander herfallen, kann es durchaus sinnstiftend sein, über gemeinsame Strategien nachzudenken. Im ersten Teil des Sammelbands geht es, wie im Untertitel angekündigt, zunächst einmal um systematische und theoretische Grundlagen von Kooperationen. Deren Bereiche und Formen, deren Akteure und Reichweiten können durchaus unterschiedlich sein. Passen die Ziele potenzieller Partner wirklich zusammen? Welche Widersprüche oder Grenzen gibt es?
Christian Diller beschreibt anhand einzelner Metropolregionen in Deutschland, inwieweit das Thema Kultur in regionale Entwicklungsaspekte ausdrücklich integriert ist oder eher nur nebenbei behandelt wird. Die Stärke regionaler Netzwerke liege im Bereich bestimmter Innovationen, da eine Vielzahl von Akteuren zusammenarbeite. Eine Schwäche seien allerdings die relativ geringen Konfliktlösungskapazitäten.
Hermann Voesgen beleuchtet das Thema „Kooperation und Konkurrenz“. Vor allen Dingen ein Besitzstanddenken einzelner Kultureinrichtungen sei oftmals kooperationsfeindlich, z.B. wenn es darum gehe, institutionell geförderte Theater oder Orchester und die „freie Szene“ zu vernetzen. Diesen und anderen Hindernissen müsse man in Kulturverwaltung und -politik mit der Änderung von Rahmenbedingungen und Schaffung vertrauensbildender Maßnahmen begegnen.
Patrick Gloger befasst sich mit „Publikumsforschung und Bürgerbefragungen im Rahmen regionaler Kooperationsprozesse“. Vor der Begründung von Kooperationen sei es erforderlich, ansatzweise einschätzen zu können, ob für die neuen kooperativen Angebote verschiedener (Kultur-) Einrichtungen überhaupt eine ausreichende Nachfrage bestehe, die Angebote zielgruppengerecht seien usw. Von daher sei eine strategische Kooperationspotenzialanalyse sinnvoll. Uwe Hanf behandelt in seinem auch für juristische Laien sehr gut verständlichen Beitrag einen Überblick über die rechtlichen Dimensionen und wesentlichen Inhalte von Kooperationsverträgen. Andreas Huber beschreibt sich entwickelnde Kooperationsprozesse und -stile, die im Idealfall von einem ersten Dialog bis zur Stärkung der Strukturen einer ganzen Region führen können.
Der zweite Teil des Sammelbands liefert aktuelle Beispiele regionaler Kulturkooperationen aus ganz Deutschland. Auffallend dabei ist, dass für Museen, Bibliotheken, den Tanzbereich oder die bildende Kunst bereits vielfältige Kooperationen zu bestehen scheinen. Besondere Kooperationen von Theatern oder Orchestern allerdings sind nicht näher beschrieben. Und in der Tat wird man nach Kooperationen dieser beiden Sparten außerhalb der Zusammenarbeit mit Schulen schon sehr intensiv suchen müssen. Das erstaunt, scheinen doch viele Ansätze der Kooperation im Tourismusbereich, im Stadtmarketing, mit anderen Kultureinrichtungen vor Ort mehr als im wahrsten Sinne des Wortes „nahe liegend“ zu sein. Hier bestehen also noch große Potenziale, für deren Erschließung das empfehlenswerte Buch vielfältige Hilfestellungen liefert.
Gerald Mertens

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