Recital Francais
Werke von Eugène Bozza, Paul Bonneau, Jean-Michel Defaye, Roger Boutry, Jacques Castérède, Henri Dutilleux
Die hier vorgestellten Werke für Posaune und Klavier entstammen den Federn namhafter französischer Komponisten, welche mehrfach mit nationalen und internationalen Preisen für ihr kompositorisches Schaffen gewürdigt wurden. Vier von ihnen errangen den renommierten Prix de Rome. Eugène Bozza und Henri Dutilleux dürften die über ihre Landesgrenzen hinaus bekanntesten dieser sechs zeitgenössischen Tonkünstler sein. Ein besonderer Reiz der Werkauswahl liegt darin, dass ihre Schöpfer gleichermaßen als Musiker und Komponisten aktiv waren und sind. Trotz unterschiedlicher Schreibweisen klingen in allen Stücken unverkennbar Einflüsse des Impressionismus und Jazz an.
Über sechzig Jahre lang schuf Eugène Bozza immer neue, ebenso spieltechnisch anspruchsvolle wie wohlklingende Kompositionen für Holz- und Blechbläser. Seine Ballade op. 62 ist aus der Posaunenliteratur nicht mehr wegzudenken. Das Stück hebt mit einer ausdrucksvollen Kantilene an. Die Posaunenstimme bewegt sich an einigen Stellen im höchsten Register und klettert bis zum des” hinauf. Nach Kadenz und ruhigem Intermezzo schließt sich ein lebhafter, zitatenreicher Schlussabschnitt an.
Paul Bonneau arbeitete als Dirigent der Garde Républicaine und später beim französischen Rundfunk. Sein Werk ist umfangreich, und es befinden sich Kompositionen darunter für Bühne, Film, Orchester, Soloinstrumente sowie Singstimmen. Das Capriccio von 1948 mit den Sätzen Modéré, Blues und Animé bedient sich serieller Techniken, das Ordnungsprinzip wird jedoch nicht streng angewendet. Im Mittelsatz wird das Thema aus zehn Tönen durchgeführt und mit Jazz-Zutaten gewürzt. Jean-Michel Defaye ist besonders durch seine Wettbewerbsstücke für Saxofon ein Begriff. Seine zwei meistgespielten Werke für Posaune sind Deux Danses sowie Mouvement. Die Komposition in einem Satz stellt hohe Ansprüche an die Atem- bzw. Blastechnik des Posaunisten.
Der Pianist, Dirigent und Komponist Roger Boutry, welcher mit elf Jahren in das Conservatoire National Supérieur de Paris eintrat, ist mit zwei Kompositionen vertreten. Das Concerto beeindruckt besonders durch seine rhythmische und metrische Vielfalt. Auch Trombonera greift tänzerische Rhythmen auf. Die Sonatine von Jacques Castérède aus dem Jahr 1958 ist in ihrer Anlage eher klassisch orientiert. Henri Dutilleux möchte seine Arbeiten als losgelöst von jeglicher Konvention verstanden wissen; dieser Vorsatz bewährt sich bestens in Choral, Cadence et Fugato.
Das Schöne an dieser Bläserkammermusik sind ihre expressiven Melodien, die dynamische sowie stilistische Vielfalt, das rhythmische Raffinement und die Bandbreite des Klangspektrums nicht ein Stück wird der bloßen Virtuosität geopfert. Thomas Horch spielt sein Instrument meisterhaft, das Zuhören ist die reine Freude! In dem Pianisten Fritz Walther findet er einen sensiblen und vitalen Begleiter, wobei die Lust am gemeinsamen Spiel schwerlich zu überhören ist. Den perfekt interpretierten, klangschönen Einspielungen auf dieser CD ist ein sehr informatives, lesenswertes Booklet zur Seite gestellt.
Juliane Bally