Arensky, Anton

Quatuor. “A la mémoire de P. Tschaikowsky”

pour orchestre à cordes op. 35a, Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Wollenweber, Gräfelfing 2004
erschienen in: das Orchester 12/2004 , Seite 84

Wenn die Zahl der Bearbeitungen ein Maß für den Erfolg eines Musikstücks ist, dann zählt Anton Arenskys Quartett op. 35 a sicher zu den erfolgreicheren Werken des Rimsky-Korsakow-Schülers. Entstanden ist die dem Andenken an Peter Tschaikowsky gewidmete Komposition 1893/94 ursprünglich in der Fassung für Violine, Viola und zwei Violoncelli, einer Besetzung, die Arensky wegen des dunklen, sonoren und gedeckten Klangs gewählt hat. Später wurde der mittlere der drei Sätze – sieben Variationen über ein Liedthema Peter Tschaikowskys – für Streichorchester bearbeitet, in der Folge (und möglicherweise als Vorstufe einer kompletten Orchesterfassung) dann das gesamte Werk für die übliche Streichquartettbesetzung gesetzt.
Ernest Sauter „vollendete“ die Streichorchesterfassung jetzt im Auftrag des Wollenweber-Verlags, der damit ein weiteres Streicher-Schmuckstück in seinem an Raritäten und außergewöhnlichen Funden reichen Programm hat. Denn auch die beiden Rahmensätze, „Thème réligieux“ und „Chant national“ überschrieben, profitieren von der Sättigung durch weitere (Saiten-)Instrumente. So kann die vollstimmige, klanglich differenzierte Schreibweise Arenskys noch deutlicher hervortreten, wird der Charakter einer großen musikalischen Trauerfeier für den bewunderten Komponistenkollegen Peter Tschaikowsky betont.
Weit ausschwingende, russische Melodien, sonore Klangsteigerungen und fein abgestufte Kontraste prägen die drei Sätze, wobei die zentralen Variationen sicher die feinsten Differenzierungen im Streicherton fordern und zulassen. Alle fünf stellenweise unterteilten Streicherstimmen tragen nachhaltig zum instrumentalen Geschehen bei und haben sich – ausgehend vom kammermusikalischen Ursprung des Werks – selbstverständlich auch solistischen Aufgaben zu stellen. Der besondere Reiz des Werks liegt jedoch ganz sicher in der sinfonischen Disposition der Klangstrukturen.
Die vorliegende Partiturausgabe von Anton Arenskys Opus 35 a vereint ein sauberes Druckbild, detailliert bezeichnete Stimmen und ein ausführliches Vorwort, in dem Verlag und Herausgeber mit der Entstehungsgeschichte des Quartetts und den musikalischen Strukturen vertraut machen. Ein Vergleich der verschiedenen Fassungen im Partiturbild rundet dabei die Werkeinführung ab. Lediglich eine sehr unsaubere und unvollständige Heftung der Partitur entspricht nicht den sonst äußerst hohen Qualitätsansprüchen des Wollenweber-Verlags.
Daniel Knödler

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