Schroeder, Hermann

Quartett-Sonate

für 4 Hörner

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 84

Die vorliegende Quartett-Sonate für vier Hörner von Hermann Schroeder (1904-1984) ist posthum veröffentlicht worden. Schroeder war bis 1981 Professor für Musiktheorie in Köln sowie Organist, Komponist und Dirigent. Gemeinsam mit Heinrich Lehmacher verfasste er die Lehrbücher Harmonielehre und Formenlehre der Musik. Sie dienten Generationen von Musikstudenten als Einführung in die Musiktheorie. Seine Chor- und Orgelwerke prägten die katholische Kirchenmusik im 20. Jahrhundert nachhaltig. Er komponierte auch weltliche Chormusik sowie Orchester- und Kammermusik einschließlich einer Sonate für Horn (1971).
Das Quartett besteht aus drei Sätzen: Allegro, Sostenuto und Vivace. Die Sonate verbindet stechende Rhythmik mit freitonaler, aber gemäßigt moderner Harmonik. Der erste Satz steht im 3/4-Takt und beinhaltet überwiegend Quartintervalle in der Melodie und in der Harmonie. Das erste Thema ist ein aufsteigendes, rhythmisch prägnantes Signal, von allen vier Hornisten gespielt. Ab dem dritten Takt gehen die Stimmen mit entsprechenden Dissonanzen auseinander, die dank des runden Hornklangs aber harmonisch wirken. Das zweite Thema besteht ebenso aus Quarten, die absteigend nacheinander gespielt werden. In der sehr kurzen Durchführung beleben Triolen den Rhythmus. Der Satz endet im Fortissimo.
Im sehr getragenen zweiten Satz sind wieder Quarten von Bedeutung. Die verschiedenen Stimmen werden oft in Quartabständen zueinander gespielt. Dieser Satz bleibt im piano-Bereich und endet mit einem klingenden G-Dur-Akkord. Der 9/8-Takt im dritten Satz ermöglicht eine motorische Rhythmik. Er bedient sich aller dynamischen Bereiche und endet in einem furiosen Fortissimo.
Schroeder komponiert für vier Hörner, als würde er für Orgel schreiben. Es gibt zu wenig Pausentakte für die Bläser und das gesamte Werk liegt zu hoch für ein Hornquartett. Besonders die erste Hornstimme ist unnötig anstrengend und fällt damit auch klanglich aus einem homogenen Hornquartettklang heraus. Denkbar (und dankbarer) wäre es, die gesamte Komposition eine Terz oder Quarte tiefer zu transponieren. Die tiefere Tonlage käme dem Stück zugute. Die vierte Hornstimme sorgte so für mehr Fülle in der Tiefe und der erste Hornist wäre entlastet. Ansonsten ist der technische Aufwand für ein nur mäßig zufrieden stellendes musikalisches Ergebnis zu groß.
Thomas Swartman