Schneider, Friedrich

Quartett in c

für Klavier, Violine, Viola und Violoncello op. 36, Urtext, hg. von Nick Pfefferkorn

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Pfefferkorn, Leipzig 2012
erschienen in: das Orchester 02/2013 , Seite 64

(Johann Christian) Friedrich Schneider (1786-1853) bereicherte zunächst das Leipziger Musikleben, u.a. ab 1813 als Organist an der Thomaskirche und ab 1817 als Musikdirektor des Stadttheaters. Seit 1821 prägte er dann als Herzoglich-Anhalt-Dessauischer Hofkapellmeister die Musikkultur in Dessau. Neben seiner musikalischen Tätigkeit und dem Komponieren engagierte sich Schneider musikpädagogisch und gründete 1829 eine Musikschule.
Sein kompositorisches Schaffen umfasst die unterschiedlichsten Gattungen: von Oratorien, Opern, Liedern bis hin zu Kammermusik und Sinfonien. Durchaus beachtenswerten Erfolg als Komponist erzielte Schneider 1820 mit der Uraufführung seines Oratoriums Das Weltgericht im Leipziger Gewandhaus.
Der Herausgeber Nick Pfefferkorn hat es sich in Zusammenarbeit mit der Anhaltischen Landesbücherei Dessau zur Aufgabe gemacht, Friedrich Schneiders Kompositionen erstmals vollständig in einer eigenen Edition zu verlegen. Weitere Informationen zum Komponisten finden sich auf der Homepage der neu gegründeten Internationalen Friedrich-Schneider-Gesellschaft Leipzig-Dessau (www.friedrich-schneider-gesellschaft.de).
Das hier vorliegende Klavierquartett in c-Moll aus dem Jahr 1814 ist zwei Jahre später im Verlag Peters in Druck gegangen und dient als Basis für Pfefferkorns Ausgabe. Die Komposition kommt im schlichten klassischen Stil daher. Der erste Satz, ein beschwingtes Allegro con brio in c-Moll, setzt gelegentlich durch die Verwendung von Synkopen und Verschiebungen der Taktschwerpunkte interessante Akzente. Insgesamt wirkt die Themengestaltung jedoch eher statisch, Entwicklungsprozesse verlaufen weitgehend gleichförmig. Der zweite Satz (Adagio con espressione) ist in As-Dur angelegt. In ihm blitzen immer wieder Dialogmomente zwischen den Instrumenten auf, die aus einem doppelt punktierten, aufwärtsspringenden Motiv des ersten Themas abgeleitet und entwickelt sind. Wie auch der Kopfsatz moduliert das Finale, ein Presto con fuoco, gegen Ende des Satzes von c-Moll nach C-Dur, um wieder in c-Moll zu schließen. Imitatorische Stimmführungen und kleinere virtuose Passagen bestimmen den formalen Verlauf.
Schneiders Klavierquartett erreicht sicherlich nicht die Leidenschaft, Intensität und Ausdruckskraft, die andere zeitgenössische Komponisten in der Tonart c-Moll gestaltet haben. Es ist aber eine Bereicherung des Repertoires für Kammermusikensembles im semiprofessionellen Bereich. Die Streicherstimmen haben mittleren Schwierigkeitsgrad, der Klavierpart, der die Komposition dominiert, erfordert durchaus einen fingerfertigen Pianisten.
Anna Catharina Nimczik