Dimler, Franz Anton
Quartett für Klarinette in B, Violine, Viola und Violoncello
Partitur und Stimmen
Quartette für Klarinette und Streichtrio waren in der Klassik eine intensiver gepflegte Besetzung als das Klarinettenquintett. Carl Stamitz, Bernhard Henrik Crusell, Casimir Anton Cartellieri, Franz Anton Krommer u.a. sind hier zu nennen. Nun hat Philipp Zehm ein weiteres Quartett als Partitur und Stimmensatz zugänglich gemacht, das als Manuskript in der Bibliothèque Nationale Paris liegt und mit 1798 datiert ist.
Der Komponist des vorliegenden Quartetts in B‑Dur, Franz Anton Dimler, darf getrost als Kleinmeister bezeichnet werden. Seine Lebensdaten schließen die Lebenszeit Mozarts und Beethovens ein: Er wurde 1753 in Mannheim geboren und verstarb 1827 in München. Er studierte bei dem berühmten Abbé Vogler, ist aber über das, was die Mannheimer Schule stilbildend hervorgebracht hat, nicht hinausgekommen. Erfolge hatte er zeitlebens mit Ballettmusiken, Opern und Operetten.
Für seinen Klarinette spielenden Sohn Anton, der wie sein Vater Mitglied der Münchner Hofkapelle war, hat er drei Klarinettenkonzerte, von denen ein Konzert in B‑Dur gedruckt vorliegt, und dieses erstmals veröffentlichte Quartett in B‑Dur geschrieben.
Der erste Satz Allegro moderato hebt mit einer an Mozart gemahnenden Kontrastperiode an, verfällt dann aber in typische Mannheimer Figuren. Recht geschickt beteiligt Dimler das Streichtrio an der Verarbeitung, sodass die Streicher nicht nur in die Begleitrolle gedrängt werden. Die Durchführung lässt mit einigen harmonischen Schärfen etwas Dramatik durchscheinen. Nach einem wenig inspirierten dreiteiligen Adagio espressivo kehrt im Rondeau die Lebendigkeit zurück. Der Schlusssatz übertrifft mit seinen 314 Takten die Länge und das Gewicht des Kopfsatzes. Hier kommt es zu einer abwechslungsreichen Gestaltung der Couplets und die Streicher haben wieder bedeutenden Anteil am motivischen Geschehen. Schließlich überlässt Dimler beim letzten Themenauftritt der Violine die Rondo-Melodie, während die Klarinette mit typischen Dreiklangsarppegien in der ansonsten vernachlässigten Chalumeau-Lage begleitet.
Das schlichte und sehr gefällige Quartett ist von Amateur-Musikern ohne Mühe zu bewältigen und kann auch im beginnenden Kammermusik-Unterricht der Musikschule bereits in der Mittelstufe Spielfreude vermitteln.
Heribert Haase