Stamitz, Carl

Quartets for Clarinet

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Audite SACD 92.661
erschienen in: das Orchester 09/2013 , Seite 81

Obwohl der zur Mannheimer Schule zählende Carl Stamitz (1745-1801) insbesondere durch seine Liebe zur Klarinette musikgeschichtliche Bedeutung hat, werden seine Kompositionen für Klarinette und Streichtrio selten gespielt und sind im CD-Katalog kaum vertreten. Dabei stehen sie kompositorisch hinter den zahlreicher eingespielten Klarinettenkonzerten keinesfalls zurück.
Quartette für ein Blasinstrument und Streichtrio sind für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts in Anlehnung an das Streichquartett eine sehr gängige Praxis in der Kammermusik. Carl Stamitz hat zwei Quartettserien geschrieben: op. 8 und op. 19, das erstmals 1773 annonciert wird. Die vorliegende Einspielung enthält die komplette Serie von op. 19 mit drei Quartetten und das vierte Quartett aus op. 8. Dieses dreisätzige Quartett in Es-Dur zeigt ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Streichern und Klarinette. Mit Ausnahme des Violoncellos sind Violine und besonders die Bratsche – vielleicht hat Stamitz sie bei der Uraufführung selbst gespielt – auch am thematischen Geschehen beteiligt. In den Quartetten op. 19 gewinnt die Klarinette zunehmend an Dominanz und ihr Part ist technisch anspruchsvoller, besonders ausgeprägt ist dies im dritten Satz von op. 19/3.
Stamitz findet in den Quartetten zu einigen besonderen Formlösungen: Nr. 1 besteht nur aus zwei Sätzen, wobei der zweite Satz in sich mehrgliedrig gestaltet ist. Der Schlusssatz von op. 19/2 ist ein Rondo, das durch seine Taktwechsel überrascht. In op. 19/3 sind es die Generalpausen im Rondosatz, die Aufmerksamkeit erheischen, an anderen Stellen die Trugschlüsse. Das Wechselspiel zwischen Streichern und Klarinette ist unterschiedlich ausgeprägt, beliebt sind Parallelführung von erster Geige und Klarinette. Stilistisch ist in op. 19 der Einfluss der französischen Ausprägung des „Quatuor concertant“ zu spüren.
Für diese Aufnahme haben sich der amerikanisch-kanadische Klarinettist Arthur Campbell (nicht zu verwechseln mit seinen ebenso arrivierten gleichnamigen Klarinettenkollegen James Campbell aus Amerika und dem Engländer David Campbell) und seine Professoren-Kollegen von der Grand Valley State University in Michigan zu einer Kammermusikformation zusammengeschlossen. Sie widmen sich den Stamitz-Quartetten mit sehr intensivem Spiel, das keine Langeweile aufkommen lässt. Perfekt im Zusammenspiel musizieren sie in angemessenen Tempi, jedes motivische Detail herausarbeitend. Arthur Campbell spielt als Primus inter Pares mit klarem, hellem Timbre und deutlicher Artikulation.
Die engagierte Einspielung, der man insgesamt jedoch etwas mehr Natürlichkeit und Leichtigkeit gewünscht hätte, schließt mit der Gesamtaufnahme des op. 19 eine Repertoirelücke. Als Alternative ist derzeit nur eine Hungaroton-Produktion auf historischen Instrumenten mit dem Klarinettisten Lajos Rozmán erhältlich, während Eduard Brunners ältere Aufnahme bei Koch/Schwann nicht mehr auf dem Markt ist.
Heribert Haase

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