Werke von Johannes Brahms, Robert Kahn und Carl Frühling

Quantum Clarinet Trio

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Hänssler Classic
erschienen in: das Orchester 03/2024 , Seite 69

Das Quantum Clarinet Trio ist mit der Koreanerin Bokyung Kim am Flügel, der italienischen Klarinettistin Elena Veronesi und dem deutschen Violoncellisten Johannes Przygodda international besetzt. Ihr gemeinsames Musizieren begann vor zehn Jahren in Salzburg. Mit Unterstützung von Neustart Kultur konnte die Debut-CD mit dem Deutschlandfunk Kultur realisiert werden.
Zwar wird Johannes Brahms als erster Komponist genannt, aber sein maßstabsetzendes Trio erklingt programmatisch klug erst als letztes Werk. Das Trio präsentiert sich zunächst mit dem unbekannteren Trio a-Moll op. 40 von Carl Frühling, das stilistisch ganz in der Tradition der Romantik steht. Sein viersätziges Werk ist um 1925 entstanden und zeigt den in Wien lebenden Komponisten als begabten Melodiker, der in seinem Trio die Melodieinstrumente gerne parallel führt und sie klanglich verschmilzt, während das Klavier für die rhythmische Belebung sorgt. Besonders deutlich ist dies bei der Einführung der Themen. Unabhängiger agieren Klarinette und Violoncello im langsamen dritten Satz. Insgesamt wird das Trio mit recht kompaktem Klang interpretiert. Dabei kann sich die Klarinettistin dennoch mit flexiblem, dynamisch gut abgestuftem Ton profilieren, während das Spiel des Cellisten etwas an tonlicher Variabilität und Wärme vermissen lässt. Der Klavierpart wird von der souveränen Pianistin Bokyung Kim partnerschaftlich und einfühlsam gemeistert. Der zweite Satz dürfte noch tänzerischer klingen, überzeugend gelingt der frei ausmusizierte dritte und der schwungvoll interpretierte Schlusssatz.
Als weiteres selten gespieltes Trio folgt die Serenade op. 73 von Carl Frühlings Zeitgenossen Robert Kahn, der 1887 die Bekanntschaft mit Brahms gemacht hatte und in Berlin tätig war. Seine mehrteilige Serenade von 1922 hat er für verschiedene Alternativbesetzungen geschrieben, so auch für die klanglich homogene Besetzung mit Klarinette, Violoncello und Klavier. Die zehnminütige Serenade findet nach einer ausdrucksvollen langsamen Eröffnung zu markanter Motivbildung, die dem Werk Lebhaftigkeit und Abwechslungsreichtum verleiht. Kantilenen des Violoncellos und der Klarinette erheben sich über einer stetig bewegten Klavierbegleitung, die nur selten in den Vordergrund tritt. Das Quantum Clarinet Trio präsentiert die Serenade in ausgewogener Gestaltung quasi als Intermezzo zwischen dem Trio von Carl Frühling und dem kompositorischen Höhepunkt, dem Trio op. 114 von Johannes Brahms, aus dessen Schatten die Musik von Frühling und Kahn zwar nicht hervortreten kann, die aber dennoch hörenswert ist.
Im Trio von Johannes Brahms profiliert sich das Quantum Clarinet Trio mit ausgefeiltem und energievollem kammermusikalischen Spiel, das aber noch größere Spannungsbögen haben könnte. Die Aufnahmetechnik vernachlässigt insgesamt etwas die Transparenz, sodass im Klavierpart nicht jedes Detail zur Geltung kommt.
Heribert Haase