Kurz, Hanns / Beate Kehrl / Christoph Nix
Praxishandbuch Theater- und Kulturveranstaltungsrecht
Kulturbetriebe sind komplexe Gebilde; besonders gilt das für Theater und Orchester. Die Komplexität von ineinandergreifenden Produktions- und Ablaufstrukturen ist für Außenstehende kaum durchschaubar. Das hängt unter anderem mit der Vielgestaltigkeit unterschiedlichster Produktionsprozesse zusammen, die in der darstellenden Kunst immer noch von Menschen ausgeübt werden müssen und in der Regel keiner echten Rationalisierung unterliegen. Sowohl die Kunstproduktion auf, über, hinter und unter der Bühne als auch die Herstellung von Kulissen, Kostümen etc. sind im wahrsten Sinne des Wortes noch Handwerk.
Das Praxishandbuch zum Theater- und Kulturveranstaltungsrecht versucht nun schon in zweiter und um 220 Seiten erweiterter Auflage, diese Komplexität aufzubrechen und aus rechtlicher Sicht transparent und greifbar zu machen. Die Neuauflage war unter anderem erforderlich geworden, um die durchgreifenden Veränderungen des Tarifvertrags für Musiker in Kulturorchestern vom 31. Oktober 2009, aber auch andere Aktualisierungen und sinnvolle Ergänzungen aufzunehmen.
Die ersten beiden Teile enthalten eine komprimierte Übersicht der Geschichte des Theaterrechts sowie Erläuterungen zu Theaterbetriebsformen, Wirtschaftsführung und zur Einbindung von Kulturbetrieben in das öffentliche Recht. Den größten Raum des Buchs nimmt der dritte Teil ein, in dem es um das Recht der Theater- und bei Konzertveranstaltungen Beschäftigten geht. In gut strukturierter und sehr übersichtlicher Form werden die Werk-, Dienst- und Arbeitsverträge mit Bühnenkünstlern, die jeweils einschlägigen Tarifverträge (NV Bühne, TVK etc.), aber auch die besonderen Arbeitsverhältnisse (z.B. Gast- und Statistenverträge) und das einschlägige Urheber- und Leistungsschutzrecht erläutert. Der vierte Teil ist mit Theater, Konzert und Besucher überschrieben und behandelt die Rechtsbeziehungen zwischen Publikum und Veranstalter.
Im Anhang liefert Maurice Lausberg als Gastautor einen Beitrag zum Kultursponsoring am Beispiel der Bayerischen Staatsoper, der anders als der Rest des Buchs mit farbigen Bildern und Grafiken illustriert ist. Man mag darüber streiten, ob schließlich der komplette Abdruck von Tarifvertragstexten des NV Bühne und des TVK auf über 130 Seiten in einem Praxishandbuch sinnvoll ist. Denn Tarifverträge unterliegen regelmäßigen Verhandlungen und Änderungen, sodass der Abdruck immer nur eine Momentaufnahme darstellen kann.
Das Praxishandbuch bietet wie ein Erster-Hilfe-Kasten eine gute Möglichkeit, für fast alle in der täglichen Verwaltungspraxis von Theater- und Orchesterbetrieben auftretenden Rechtsfragen eine erste Einschätzung zu finden, auch wenn man juristisch nicht geschult ist. Insofern wird es Studierenden des Kulturmanagements ebenso wie Theater- und Orchestermanagern, Verwaltungsleitern und Personalverantwortlichen, Betriebs- und Personalräten, Orchester-, Chor- und Bühnenvorständen eine wertvolle Hilfe im betrieblichen Alltag sein.
Gerald Mertens