Mussorgsky, Modest / Bill Holman
Pictures At An Exhibition / Echoes Of Aranjuez
arr. by Clare & Brent Fischer / based on Joaquin Rodrigo's Concierto de Aranjuez
Bearbeitungen der Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgsky und des Concierto de Aranjuez von Joaquin Rodrigo gibt es reichlich. So ist es ein etwas gewagtes Unternehmen, diese häufig gespielten Stücke einer weiteren Bearbeitung zu unterziehen. Clare Fischer, Brent Fischer und Bill Holman haben sich für ein Bigband-Arrangement entschieden meines Wissens die erste Bearbeitung dieser Werke für diese Besetzung.
Herausgekommen sind hervorragende Arrangements im traditionellen Bigband-Stil, angereichert mit vielen den Originalkompositionen angemessenen Klangfarben. Glücklicherweise haben sich die Bearbeiter bei den Bildern einer Ausstellung die Originalkomposition für Klavier als Vorlage genommen, lediglich bei Goldberg/Schmuyle scheint ein bisschen Ravel durch. Dadurch ist eine neue, an keine andere Bearbeitung erinnernde Komposition entstanden. Ausgezeichnet gelungen sind die fünf Promenaden, deren jede ihren eigenen Charakter hat. Der Gnom kommt mystisch mit tiefen Klängen daher und wird von einem Posaunenchorus interpretiert. Der Improvisation wird ein breiter Raum gegeben: Es handelt sich hier auch deutlich um eine Jazz-Interpretation der beiden Stücke. Swing und Improvisation stehen im Vordergrund, wobei beides sehr ausgewogen ist. Mit einem grandiosen Kiev Gate enden die Bilder einer Ausstellung.
Der Titel des zweiten Arrangements, Echoes Of Aranjuez, macht deutlich, dass ein freierer Umgang mit dem Original angestrebt wurde. Für Bill Holman steht auch hier ein jazziger swingender Bigband-Sound im Vordergrund. Er verzichtete bewusst auf die Gitarre. Im Part II wird das bekannte Thema, impressionistisch begleitet von Holzbläsern, von der Flöte vorgestellt. Die Atmosphäre des Originals ist aber durchaus noch zu spüren. Trotz des Einsatzes eines Flügelhorns kommt keine Erinnerung an Evens und Davis auf. Es handelt sich hier um ein eigenständiges Werk. Die oftmals vielstimmige und kontrapunktisch angelegte Stimmführung macht dieses Werk zu einer anspruchsvollen Komposition.
Der hr-Bigband unter der Leitung von Jörg Achim Keller und Bill Holman gilt ein ganz besonderes Lob. Sie zeigen, dass Bigband-Musik auch ohne avantgardistische Klänge modern und interessant sein kann. Der symphonisch anmutende Teil IV zeigt noch einmal die Flexibilität des Klangkörpers. Überhaupt wurde die klangliche Herausforderung an die Bigband mit Bravour gelöst. Die Band hat, nicht zuletzt durch die Solisten, Weltstandard.
Michael Schmidt