McKimm, Barry / Daniel Dorff / Robert Delanoff / Antonio Vivaldi
PicCollage
Ein obligatorischer Vivaldi muss ja dabei sein so oder so ähnlich schießt es einem durch den Kopf, liest man die Komponistennamen, deren Werke die vorliegende CD prägen: Die anderen Namen sind hier nicht annähernd so bekannt
Wie schade! Aber vielleicht kann Gudrun Hinze gemeinsam mit ihren Mitstreitern diesen Missstand ändern.
Sich über die spieltechnischen Fähigkeiten der Ausnahmeflötistin zu verbreiten, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Auch das Ensemble lässt auf dieser Einspielung keine musikalischen Wünsche offen. Entsprechend wohlig kann man sich der Entdeckerfreude hingeben, die diese Aufnahme verheißt: Besagtes Vivaldi-Concerto RV 445 in a‑Moll für Piccolo und Orchester ist eher selten zu hören und stellt in seiner phasenweise etwas herberen Schönheit ein spezielles Vergnügen dar, das vom vielleicht manchmal zu austauschbar dahinwebenden Virtuosenprinzip der bekannteren Konzerte wohltuend abweicht. Als Abschluss auf der CD mag es auch vielleicht den einen oder anderen versöhnlich stimmen, der mit der Klangsprache von McKimm, Dorff oder Delanoff nicht so ganz zurechtkommen mag. Das wird allerdings nur wenige Hörer betreffen, denn alle drei Komponisten lassen sich angenehm erschließen und eröffnen eine Vielfalt an Klangwelten, deren Schnittmenge zumindest in der tonalen Gebundenheit und musizierfreudig-melodiösen Anlage ihrer Kompositionen groß ist.
Mit dem Concerto for Piccolo and Orchestra des 1941 in Australien geborenen Barry McKimm legt Gudrun Hinze gemeinsam mit ihren Musizierpartnern ein fröhlich-unkompliziertes Entrée vor, das den Hörer mit aparter Virtuosität zu einer beschwingt anmutenden musikalischen Reise einlädt, die in die Gefilde verschiedener Idiome wie z.B. Irish Folk oder auch Filmmusik führt. Die Musik ist reizvoll, wenngleich sie phasenweise ein wenig ziellos dahinzuplätschern scheint. In ihrer harmonischen Farbigkeit bleibt sie stets heiter und unterhaltsam.
Daniel Dorffs Sonatine de Giverny knüpft an impressionistische Klänge an, ohne epigonenhaft zu wirken. Im ersten Satz wäre auch eine andere Instrumentation als Piccolo/Klavier denkbar, da hier die sehr trockene Klangatmosphäre ein wenig befremdlich wirkt. Dies kann aber auch an der Aufnahmequalität der sonst brillanten und sorgfältig austarierten Einspielung liegen. Die subtile Farbpalette von Dorffs Klangsprache entfaltet sich zumindest überzeugend ab dem zweiten Satz und nimmt in ihrer klaren Zartheit gefangen. Voller Temperament und Geistesblitz entpuppt sich in Hinzes Interpretation Dorffs Flash! als fantasievolles Bravourstück.
In Robert Delanoffs Trio Noble Tafelmusik finden auch dunkle Seiten Eingang. Gerade das Intermezzo malt schillernd-farbig. Das Finale erinnert in seiner bewegten Motorik an Dave Brubecks Blue Rondo à la Turk. Der hierauf folgende Vivaldi wirkt als Kontrastspiegel hinsichtlich der CD-Zusammenstellung etwas sonderbar im Kontext. Allerdings erhellen die von Gudrun Hinze im Booklet gestalteten Werkbeschreibungen diese Auswahl und machen sie nachvollziehbar.
Eine spannende CD, die ihre Liebhaber nicht nur unter den Flötisten finden sollte!
Christina Humenberger