Penderecki, Krzysztof
Piano Concerto “Resurrection”
Das polnische Radiosinfonieorchester hat im Januar dieses Jahres gemeinsam mit dem Pianisten Florian Uhlig in der Witold Lutoslawski Concert Hall in Warschau das umfangreiche, im Jahr 2007 revidierte Klavierkonzert Resurrection von Krzysztof Penderecki eingespielt. Die erste Fassung entstand im Jahr 2001 und war ursprünglich als Capriccio geplant. Die Ereignisse der Anschläge des 11. September 2001 in New York beeinflussten die Komposition nachhaltig. Den damaligen Opfern ist das Werk gewidmet.
Das Klavierkonzert ist in fünf ineinander übergehende Sätze unterteilt. Die Orchestrierung ist fantasievoll und farbig. Den ersten Satz durchzieht eine drängend-düstere Atmosphäre, entwickelt aus einem immer wiederkehrenden fallenden Sekundmotiv und einer chromatisch abwärtsgehenden Viertongruppe, die zuerst vom Klavier vorgestellt wird. In latenter Chromatik steigert sich der Satz in marschähnlichen Einwürfen, die an Bartók oder Prokofjew erinnern, bis zum dramatischen Höhepunkt, nahezu wie ein verzweifelter menschlicher Schrei. Kontrastierend dazu gibt es immer wieder Kantilenen der Violoncelli oder des Englischhorns. Zu Beginn des zweiten Satzes wirkt das statische c-Moll, koloriert von Des-Dur-Vorschlägen, wie ein Trauermarsch und führt zu einem romantisch-expressiven Ausbruch von Rachmaninowscher Klangopulenz. Diese begegnet uns noch einmal als großer Des-Dur-Hymnus mit wuchtigen Klavieroktaven und zusätzlich eingespieltem Glockengeläut zu Beginn des vierten Satzes. Beim dritten Satz erreicht die Orchestrierungskunst von Penderecki ihren Höhepunkt. Blitzartige Farbwechsel, wie wir sie auch von Messiaen kennen, führen zu einem schillernden, immer wieder Überraschungen bietenden Klangbild.
Penderecki offenbart in allen fünf Sätzen eine nahezu vollendete kompositorische Handschrift. Alles ist konsequent motivisch-thematisch gearbeitet und ineinander verwoben. Die Chromatik und der Choralhymnus klingen beispielsweise immer wieder an und durchziehen das ganze Werk. Der Komponist, mittlerweile im 81. Lebensjahr, war vor Jahrzehnten Vorreiter der damaligen Avantgarde. Er bleibt sich selbst treu in seiner seit Jahren geltenden Rückbesinnung auf traditionelle kompositorische Werte und deren Handhabung in solch vorbildlicher Form. Dem Klavierkonzert bleibt zu wünschen, dass es den Weg ins Repertoire vieler Konzertveranstalter findet und dass diese CD Pianisten aufmerksam macht auf ein neues Werk, welches ihr eigenes Repertoire äußerst gewinnbringend bereichern kann.
Das glänzend aufgelegte polnische Radiosinfonieorchester spielt präsent und aufmerksam unter der Leitung des Dirigenten Lukasz Borowicz. Die Aufnahmetechnik ist sehr gut und ausgewogen, was die einzelnen Orchestergruppen anbelangt und ebenfalls die Klangbalance zum Solisten. Florian Uhlig ist ein kongenialer Interpret. Sein Klavierspiel ist rhythmisch klar und transparent und in den lyrischen Passagen äußerst klangschön. Er gestaltet alles mit einem gut ausgeprägten pianistischen Klangsinn.
Christoph J. Keller