Klavierquartette von Bridge, Martinu und Schumann
Phantasy
Erst im 19. Jahrhundert konnte sich das Klavierquartett in der klassischen Besetzung mit Klavier, Violine, Viola und Violoncello als eigenständige Gattung der konzertanten Kammermusik etablieren, die fast alle großen Komponisten mit Werken bedachten. Mozart war es, der das Modell des Klavierquartetts kreierte. Weniger bekannt ist, dass sich davor bereits der 14-jährige Beethoven mit der Gattung Klavierquartett beschäftigte, ohne die beiden bahnbrechenden Werke Mozarts zu kennen. Seine drei Quartette WoO 36, 1785 in Bonn entstanden, gelten als markante Beispiele seines Jugendstils. Von Webers op. 8, Schuberts Adagio et Rondo concertante und Mendelssohns vier Klavierquartetten führte der Weg hin zum Schlüsselwerk der Romantik, Robert Schumanns wegweisendem op. 47 von 1842, und schließlich zur Trias der Brahms-Klavierquartette, die der Gattung eine neue Dimension eröffneten. Der Fundus von über 500 Werken für Klavierquartett ist bislang nur bruchstückhaft erschlossen und es gibt nur wenige feste Klavierquartett-Formationen, wie etwa das Menuhin Festival Piano Quartet oder das Fauré Quartett, die sich der Gattung mit ganzer Kraft widmen.
Jetzt erobert sich ein neues Ensemble, das Mariani Klavierquartett, dieses weite Repertoirefeld. Die Musiker des Ensembles lernten sich während ihres Studiums in Berlin kennen und konzertieren seit 2009 gemeinsam. Für Aufsehen sorgte das Ensemble schon zwei Jahre später, als es
im Rahmen des Deutschen Musikwettbewerbs mit einem Stipendium des Deutschen Musikrats ausgezeichnet wurde und im Rahmen der Bundesauswahl Konzerte junger Künstler sein Können auf dem Podium vielfach unter Beweis stellte. Auch sein Debüt in der Berliner Philharmonie hat es bereits erfolgreich absolviert.
Aktuell lässt das Mariani Klavierquartett mit seiner Debüt-CD bei Genuin aufhorchen, eine Aufnahme, die auch gut geeignet ist, sich in die Welt des Klavierquartetts einzuhören. Die Phantasy for Piano Quartet (1910) von Frank Bridge, Bohuslav Martinus Klavierquartett Nr. 1 (1942) und das bekannte Klavierquartett op. 47 von Robert Schumann bieten dazu eine reizvolle stilistische Bandbreite. Die Interpretationen des Mariani Klavierquartetts überzeugen dabei auf Anhieb. Dass im Zusammenspiel hier alles nahtlos zusammengeht und die Materie technisch beherrscht wird, braucht nicht eigens betont zu werden. Die vier Musiker fesseln mit ihrer Musikalität und Intensität. Der berühmte Funke springt über, man höre nur den ersten Satz aus dem Martinu-Quartett. Wir wollen Sie mit dieser Aufnahme von unserer Besetzung, dem Klavierquartett, begeistern, heißt es im Booklet zur CD. Dieser Wunsch dürfte für das Mariani Klavierquartett in Erfüllung gehen.
Norbert Hornig


