Werke von Schumann, Strauss, Zimmermann und anderen
Peter Damm – Hornmusik
Peter Damm (Horn), Staatskapelle Dresden/Gewandhausorchester Leipzig/Dresdner Philharmoniker, Ltg. Franz Konwitschny/Heinz Rögner/Udo Zimmermann/Herbert Kegel
Peter Damm begegnete mir auf einer LP vor vierzig Jahren. In einer vergleichenden Diskografie der damals verfügbaren Einspielungen der Mozart-Hornkonzerte verlieh ich ihm neben Denis Brain und Barry Tuckwell einen Interpretations-Stern für seine Aufnahme mit Herbert Blomstedt und der Sächsischen Staatskapelle Dresden.
Aus den hier vereinten DDR-Produktionen bei Eterna von 1961 bis 1987 mit fast dreißig Komponistennamen aller Musikepochen formt sich das faszinierende Bild eines herausragenden Hornisten, der sowohl kammermusikalisch als auch solistisch überall zu Hause ist mit Telemann, Fasch, Heinichen und Zelenka in Alter Musik und mit Krebs, Homilius und Viviani orgelbegleitet in ihrem Sakralbereich, mit Mozarts KV 407 und Beethovens op. 17 in der Klassik, mit Schumanns Konzertstück Damms erster Eterna-Aufnahme von 1961 in der deutschen und mit Françaix, Damase und Saint-Saëns in der französischen Romantik, mit beiden Strauss-Konzerten (am Pult Heinz Rögner) in der Neuzeit und in der Moderne mit Bernd Alois Zimmermann und mit wichtigen DDR-Komponisten wie Siegfried Kurz, Siegfried Köhler, Johann Cilenek, Fritz Geißler und Willi Albrecht Reuter manches davon für Peter Damm und einiges in Zusammenarbeit mit ihm geschrieben. In jedem Stück dieser CD-Box fasziniert mich sein Hornton mit einem für seine Zeit ungewöhnlich feinen Vibrato; dazu kam ein sehr lockerer Ansatz, der in den hohen Lagen mit minimalem Druckaufwand gegen die Lippen dem Less Pressing einen Hornklang erzeugt wie aus einem engelhaften Irgendwo, so zart, weich und selbst im Fortissimo körperhaft rund, niemals scharf!
Zwar fehlen in der Box verständlicherweise drei vom Horn-Professor bis heute heißgeliebte Sternstunden-Aufnahmen: beide Strauss-Konzerte mit Rudolf Kempe und der Staatskapelle von 1975, das Brahms-Trio op. 40 mit Josef Suk und Werner Genuit von 1982 und Mozarts Hornkonzerte mit Marriners Academy of St Martin in the Fields von 1988.
Dafür entschädigt die Fülle des unterschiedlich Vielfachen, weil alles aus tiefer Liebe zur Musik in allen ihren Formen vom betörenden Spiel des technisch perfekten Instrumentalisten, einfühlsamen Lehrers, fleißigen Forschers und immer liebenswürdigen und liebenswerten Menschen und Orchesterkollegen bestimmt wird. Dieses verdienstvolle Kompendium ist eine üppige Quelle für die mitreißende Begegnung mit Hornwerken aller Epochen, die anspornt, mehr von Peter Damm zu hören im Katalog finden sich weitere Perlen seines exquisiten Spiels.
Außerdem kann man den beglückend schönen Hornton ihres langjährigen Solo-Hornisten noch in vielen Aufnahmen der Sächsischen Staatskapelle erleben nicht nur, wenn er mit seinen Kollegen in Carlos Kleibers Freischütz-Aufnahme den deutschen Wald in Klang verwandelt
Diether Steppuhn