Albrechtsberger / Castérède / Ortiz / Sulek / Kassatti
Pérégrinations
Wie der Titel Pérégrinations verrät, nimmt diese Einspielung den Hörer auf eine Reise mit. Von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert und durch verschiedene europäische Länder spannt der junge Posaunist Fabrice Millischer zeitlich und auch geografisch einen weiten Bogen. Als erstes Stück auf dieser CD erklingt eines der bekanntesten Solokonzerte für Altposaune und Streichorchester aus der Vorklassik, das virtuose Konzert von Johann Georg Albrechtsberger. Dieses Werk interpretiert Millischer auf einer modernen Altposaune, sein historisch fundiertes Spiel ist dabei sehr gesanglich und nuanciert.
Mit der Sonatine für Tenorposaune und Klavier von Jacques Castérède bringt Millischer einen Kammermusik-Klassiker für sein Instrument. In der dreisätzigen Komposition mit neoklassizistischen Einschlägen von 1957 kommt die Bandbreite der Klangfarben des Blechblasinstruments besonders gut zum Vorschein. Mit drei Ricercari aus dem Trattado de Glosas des spanischen Meisters Diego Ortiz nutzt Millischer die Gelegenheit, eine weitere Seite seines großen Talents zu präsentieren. Der mehrfache Preisträger internationaler Musikwettbewerbe beschäftigt sich sowohl mit zeitgenössischer Musik als auch mit historischer Aufführungspraxis. Die Instrumentalstücke aus Ortiz Hauptwerk bläst er auf dem Sackbut bzw. Saqueboute, dem historischen Vorläufer der modernen Posaune. Mit einer glücklichen Mischung aus Feingefühl und Kraft erklingen die Spielfiguren und Verzierungen leichtfüßig auf dem Blasinstrument mit der engen Mensur.
Ein selten aufgeführtes Werk ist die kontrastreiche Sonate für Posaune und Klavier des kroatischen Komponisten Stjepan ulek, dramatische und lyrische Passagen wechseln hier einander ab. Den Dialog zwischen dem vollgriffigen, farbenreichen Klaviersatz und der schönen, klaren Stimme der Posaune gestalten die Duopartner Fabrice Millischer und Nathanaël Gouin besonders einfühlsam.
Zwischen Kammermusik und Solokonzert pendelnd bietet die Sonatine für Tenorposaune und Blechbläserquintett von dem Krakauer Pianisten und Komponisten Tadeusz Kassatti reizvolle Möglichkeiten für den Solisten, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Millischer gelingt dies glänzend, mit dem angemessenen Affekt fügt er sich mühelos in den Ensembleklang ein und übernimmt ebenso gelassen selbstbewusst den dominanten Part. Das effektvolle, stilistisch abwechslungsreiche Stück in vier Sätzen wurde 1999 für Michel Bequet und Spanish Brass Luur Metalls komponiert. Mit Verve gelingt Radio Brass Saar, dem Blechbläserensemble der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, und Millischer eine inspirierte und subtil austarierte Interpretation. Vital und klangschön trifft Millischer mit seinem technisch völlig makellosen Spiel den Charakter der so verschiedenen Werke auf dieser CD.
Die einzige Kritik ist, dass sich im Booklet einige kleine Satzfehler eingeschlichen haben. Ein wirklich gelungenes CD-Debüt!
Juliane E. Bally