Wolfgang Schneider/ Anna Eitzeroth (Hg.)
Partizipation als Programm
Wege ins Theater für Kinder und Jugendliche
Viele Wege führen ins Theater, aber sie müssen erst einmal ausfindig gemacht werden. Aus welchen Perspektiven dieses möglich ist, zeigt das vorliegende Buch als Abschlussdokumentation von Wege ins Theater! der ASSITEJ (Association Internationale du Théâtre pour lEnfance et la Jeunesse, in Deutschland: Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche) im Rahmen des Programms Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Zahlreiche Autoren unter anderem aus Theaterwissenschaft, -pädagogik, Kulturvermittlung und -politik geben unter dem Schlagwort Partizipation als Programm Einblicke in den Kinder- und Jugendtheaterbereich. Insgesamt 24 Beiträge zeigen dabei Perspektiven aus der Gesellschaft, für die Praxis, für eine partizipative Programmatik, für die Kulturlandschaft und für die Politik auf.
Wie können Kinder und Jugendliche ihr Recht auf kulturelle Teilhabe aktiv auf den Brettern und um die Bretter herum, die die Welt bedeuten, gestalten? Indem wir sie ernst nehmen, lautet hier eine Antwort. Eine Entwicklung von der Angebotsorientierung hin zur Teilhabeorientierung sei erstrebenswert. In vielen Texten dieses Buches geht es jedoch weniger um Theatervermittlung an sich, sondern um Zielgruppen. Die Problematik dabei sei die Benennung, die häufig zu schwächenorientiert sei. Wie es anders funktioniert, zeigt die Diversity Education (Viola B. Georgi) in ihrer Wahrnehmung von Verschiedenheit.
Praktischer in Wege ins Theater! sind die Einblicke in die Formate: Der Besuch als mobiles Theatererlebnis innerhalb der Sozialräume der Kinder und Jugendlichen; der Gegenbesuch inklusive eines Blicks hinter die Kulissen im Theater selbst; und zuletzt die Scouts, junge Menschen, die Theater durch eigenes künstlerisches Tun oder inhaltlich-organisatorische Mitarbeit aktiv mitgestalten.
Theater als gesellschaftliches und lebendiges Experimentierfeld sei die Grundlage für Begegnungen, Entwicklung, Kommunikation und nicht zuletzt auch für die Erschließung neuer Publikumsgruppen. Die Metapher des Labors der sozialen Fantasie fasst solche Prozesse an dieser Stelle bildlich zusammen. Erwähnenswert sind auch die Perspektiven auf die Theaterarbeit in ländlichen Regionen, auf die kulturellen Bildungsprogramme anderer Kunstsparten und auf die Initiativen der Soziokultur.
Dieses Buch ist Dokumentation, Reflexion mit Aussicht auf Entwicklung und Anlass zum Austausch zugleich. Auch die kritischen Stimmen einiger Texte sind aufgrund der Wirkungskreise und des Vorbildcharakters dieses Projekts willkommen. So wie Kinder und Jugendliche, Kulturinstitutionen und Bündnispartner gemeinsam durch Wege ins Theater! (voneinander) lernen, ist dieses Buch auch für Musikschaffende lesens- und empfehlenswert. Denn darum geht es auch in der Kulturarbeit: um das Anstoßen verschiedener Perspektiven.
Eva-Maria Kösters