Werke von Borodin, Dvořák, Humperdinck und anderen
Opera
10forBrass
Mit Opera legt das 2010 gegründete, immer noch junge und nach wie vor herausragende Blechbläserensemble 10forBrass mit Musikerinnen und Musikern aus ganz Deutschland seine dritte CD vor. Nach einem Porträt-Erstling und einer Aufnahme mit Originalkompositionen für Blechbläser enthält die neueste Einspielung Bearbeitungen aus bekannten Opern von Weber über Dvorák, Borodin, Prokofiev und Humperdinck bis zu Rossini. Nun sind Arrangements für Brassformationen mit Vorsicht zu genießen, denn sie adaptieren bisweilen Werke, die nicht nach ihrer Eignung für diesen Zweck ausgesucht werden, sondern nach ihrer Bekanntheit. Die Zielvorgabe lautet nicht selten: schneller, höher, lauter. Die Musik bleibt dabei auf der Strecke.
Diese Bedenken seien vorweg geschickt, weil sie bei dieser CD zum Glück nicht angebracht sind. Opernbearbeitungen für Bläser haben sogar eine gute Tradition, seit Ende des 18. Jahrhunderts die Regenten auch in den deutschen Kleinfürstentümern die neuesten Opernhits hören wollten – sich Sänger und ein ganzes Orchester aber nicht leisten konnten. Die „Harmoniemusiken“ spielten so ziemlich alles mit Flöten, Klarinetten, Oboen, Hörnern und Fagotten. Die Qualität stand freilich auf einem anderen Blatt. Ebenso verschieden war die Güte der Bearbeitungen.
Gute Arrangements sind eine hohe Kunst, wobei zuallererst nach ihrer Intention zu fragen ist: Trachten sie danach, einen möglichst authentischen Eindruck des originalen Werkes wiederzugeben? Oder wollen sie selbiges in ein neues Licht rücken und dabei bewusst seinen Charakter verändern? Der Ansatz von 10forBrass und den drei Arrangeuren Jürgen Pfiester, Hans-Joachim Drechsler und Peter J. Lawrence ist klassisch-konservativ: Opulente Orchestersätze einschließlich gelegentlichen Sologesangs werden auf 13 Blechbläserinnen und Blechbläser (an Trompeten, Hörnern, Posaunen und Tuba) und mehrere Schlaginstrumente verteilt. Die Übertragung ist in vielen Fällen so geschickt gelöst, dass man gar nicht den Eindruck hat, hier handelt es sich um eine Bearbeitung. Was freilich nicht zuletzt an der herausragenden Technik, Flexibilität und dem fein abgestimmten Gesamtklang des Ensembles liegt. Besonders die Trompeten spielen sehr leicht, virtuos und glänzend.
Zugleich wurden aber auch die Vorlagen recht geschickt ausgewählt: Samtige Choralsätze sind dabei (Rusalka, Hänsel und Gretel), strahlende Fanfarenrufe (Wilhelm Tell) und Werke, die auch im Original von Blechbläsern dominiert werden (Die Liebe zu den drei Orangen), jedoch nicht so deutlich, dass eine Bearbeitung obsolet gewesen wäre. An die Grenze kommt die blechbläserische Ausführung dann, wenn federleichte Streicherkaskaden und Brechungen sich der Ausführung mit Lippen, Zungen und Ventilen entgegenstellen (Ouvertüre zum Freischütz), doch das geschieht selten. Gerne hätte man im Booklet etwas zur Bearbeitungstechnik der Arrangeure gelesen – der Inhalt der Werke steht in jedem Opernführer. So muss man eben selbst genau zuhören, was nachhaltige Freude bereitet.
Johannes Killyen