Batta, András (Hg.)

Opera

Komponisten, Werke, Interpreten

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Ullmann, Königswinter 2009
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 61

Für die Lektüre kurz vor dem Schlafengehen, ganz kuschelig im Bett, ist dieses Buch gewiss nichts. Es sei denn, man hat stabile Knie und einen belastbaren Nachttisch. Immerhin wiegt András Battas Opera gute fünf  Kilogramm und hat Maße, die über einen normalen Bildband oder dergleichen schon deutlich hinausgehen. Bildband? Ja, denn die von Matthias Heilmann besorgte Neuausgabe jenes Kompendiums, das der ungarische Opernkenner Batta 1999 erstmals veröffentlichte, kann mit einer enormen Fülle an Abbildungen aufwarten, Fotos von Operninszenierungen vor allem der jüngeren Vergangenheit und in feiner Qualität. Sie belegen die enorme Spannbreite dessen, was an Opernästhetik auf den Bühnen der Welt zu erleben ist. Wunderschöne historische Fotos erlauben aber auch den Blick zurück auf große Sängerdarsteller des 20. Jahrhunderts.
Opera versucht einen Spagat: Das Buch wendet sich einerseits an den interessierten Laien, der mit dem Theaterjargon ebenso wenig vertraut ist wie mit musikwissenschaftlicher Begrifflichkeit. Da helfen die eingestreuten „Streifzüge durch die Operngeschichte“, etwa über Bellini als Belcantokönig, die Entwicklung der höfischen Oper oder Wagners Bayreuth-Konzept und vieles mehr. Fachbegriffe sind schnell nachgeschlagen im umfangreichen Glossar.
Andererseits soll der Opernkenner angesprochen werden – auch dies gelingt der Neuausgabe von Opera ganz gut, bietet sie doch einen guten Überblick gerade über neue und neueste Werke und deren Inszenierungen. So ist mit Philip Glass’ Appomattox, uraufgeführt im Opernhaus San Fran­cisco, ein Werk vertreten, das noch keine drei Jahre alt ist.
Kurze Komponisten-Biografien und konzentrierte Inhaltsangaben zu den dargestellten Werken gehören zum Selbstverständlichen, was von einem Opernführer zu erwarten ist. Kommentierende und interpretierende Texte liefern Gedankenanstöße, Notenbeispiele rufen bekannte Arien von Monteverdi bis Puccini in Erinnerung und helfen durch den Motiv-Dschungel in Wagners Ring des Nibelungen. Wermutstropfen: die Größe der Bildunterschriften, die an die Grenze des Lesbaren stößt, wenn nicht überschreitet. Ein, zwei Punkt größer – und der Leser wäre glücklich. Insgesamt aber überzeugt die klare und übersichtliche Gestaltung der einzelnen Beiträge, mit denen rund 360 Opern auf beinahe 1000 Seiten porträtiert werden (das Lektorat besorgte Sigrid Neef). Damit ist das Kompendium um mehr als zehn Prozent gegenüber der Erstausgabe angewachsen.
Christoph Schulte im Walde

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