Duda, Jörg / John Williams / Roland Szentpáli
On the way. Werke für Tuba
Anton Bruckner und Gustav Mahler bedienten sich der (Kontra-)Basstuba, um den tiefstmöglichen Klangeffekt im Symphonieorchester zu erzielen. Die Tuba als Soloinstrument wurde bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hingegen sehr stiefmütterlich behandelt, doch verhalf Hindemith mit seiner Sonate für Basstuba und Klavier dem erst 1835 erfundenen Instrument immerhin zu kammermusikalischer Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt wegen ihrer Verwendung in bestimmten Jazzgenres gewann die Solo-Tuba immer mehr Anhänger, u.a. Ralph Vaughan Williams; bis heute wird für sie aber mehr aus Vergnügen am Originellen komponiert. Virtuoses Können verlangte schon Vagn Holmboe in seinem launigen Konzert für Tuba und Orchester von 1976, dessen Unmittelbarkeit und sprudelnde Einfälle das Konzert des Amerikaners John Williams von 1985 und das des 1968 geborenen Kirchenmusikers Jörg Duda vorwegzunehmen scheinen.
Im Interview deutet Andreas Martin Hofmeir, der Solist der vorliegenden Aufnahme und wie Duda in der Hallertau aufgewachsen, die Schwierigkeiten an, die Tubisten mit dem Konzertrepertoire haben: Es liegen nämlich keinerlei Werke klassischer oder romantischer Provenienz vor. Tatsächlich diente die Tuba in der Moderne Klangexperimenten, vor allem in der Kontrastierung mit den Instrumentengruppen des Orchesters. Somit ist Hofmeirs Begeisterung für Dudas 1. Tuba-Konzert op. 67/1, das er ihm persönlich zueignete, verständlich, denn es bezieht romantische Tendenzen in die Satzfaktur ein. Hofmeir selbst spielte das Konzert im Übrigen schon einmal ein, nämlich mit der Philharmonie Salzburg für das Label Genuin.
Die Münchner Philharmoniker gehen die vier Werke der vorliegenden CD behutsam an, elegische Nuancen in den Werken von Williams und Duda werden wahrgenommen und mit Schliff versehen. Dabei verliert Andrew Manze als Dirigent mit Wurzeln in der historisch informierten Aufführungspraxis an keiner Stelle den munter-pulsierenden Rhythmus, den die Partituren bieten, aus den Augen. Darüber hinaus kennt der Engländer das Orchester durch Gastdirigate in den vergangenen Jahren. Hofmeir, der als Musiker der Blasmusik-Formation LaBrassBanda in zweiter Berufung absolute Grenzen zwischen ernster und Unterhaltungsmusik ohnehin nicht anerkennen will, verleiht selbst den jazznahen, nur flüchtig an Bierzeltkapellen erinnernden Tuba-Momenten Eleganz.
Dudas finnisch inspirierte dreisätzige Komposition Matkalla (on the way) op. 82/1 veranlasste Hofmeir dem sie gewidmet ist zum Motto der gesamten Aufnahme: Die Tuba ist noch unterwegs zu ihrer tatsächlichen Anerkennung als gleichwertiges Instrument. Mit dem ungarischen Crossover-Tubisten Roland Szentpáli ist er befreundet man kennt sich im kleinen Kreis der Tuba-Solisten. Roland Szentpáli, mit heute 37 Jahren der jüngste der in dieser Produktion versammelten Komponisten und selbst Konzerttubist, schließt mit dem hier beinahe etwas zu leger swingenden Frühstücksjazzstück Very good morning, wobei er sich die Solopartie mit Klavier und Schlagzeug teilt. Aufnahme und Abmischung lassen wenig zu wünschen übrig, denn es wurde sowohl auf Durchhörbarkeit als auch auf den Eindruck des Gesamtklangs geachtet.
Hanns-Peter Mederer


