Schreiber, Sylvia

Ohren auf!

Das Orchester stellt sich vor, mit 2 CDs

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Horncastle, München 2013
erschienen in: das Orchester 10/2013 , Seite 60

„Ohren auf!“ ist das mindeste, was beim Lesen dieses Buchs gebraucht wird. „Alle Sinne auf!“, wäre vielleicht ein noch passenderer Titel. Sylvia Schreiber schafft mit ihrem Buch ein transdisziplinäres Erlebnis eines Orchesters. Schon allein die Bilder der verschiedenen Instrumente, Orte und Situationen des Münchner Rundfunkorchesters vermitteln einen wunderbaren Eindruck von den vielen Facetten eines Orchesters und den unzäh-
ligen kleinen Schritten, die im Vorfeld eines Konzerts passieren – vor wie auch hinter den Kulissen.
Das Buch ist in neun Kapitel unterteilt und stellt zum einen die verschiedenen Instrumentenfamilien des Orchesters und ihre einzelnen Instrumente vor. Zum anderen werden die Menschen vorgestellt, die in einem Orchester arbeiten und für alle Schritte bis zum Schlussapplaus zuständig sind. Die Aufgaben des Dirigenten werden genauso erklärt wie die des Notenwarts oder des Tonmeisters. Auch über die Rolle des Publikums, Auslandskonzertreisen und Fernsehaufnahmen erfährt man Spannendes. Aufgelockert werden die ohnehin kurzweiligen Texte durch notizähnlich angebrachte Anekdoten und Informationen: Wer weiß zum Beispiel, warum das Englischhorn seinen Namen trägt und wie viele Meter eine Trompete lang wäre, wäre sie nicht aufgewickelt?
Zum Buch gehören außerdem zwei CDs, die jede Seite mit einem eigenen Track begleiten. Jugendliche interviewen Orchestermusiker, die aus ihrem Berufsleben erzählen und mit Klangbeispielen ihre Instrumente vorstellen. Offen erzählen auch der Dirigent und der Orchesterwart von ihren Aufgaben, und so ist es nicht nur die im Hintergrund hörbare Probenatmosphäre, die Lust auf einen Besuch im Orchester macht. Eindrücklich werden Probenabläufe, Vorbereitungen, Ausbildungs- und Aufnahmeverfahren sowie die alltägliche Arbeit nahegebracht.
Das Buch eignet sich hervorragend für einen Überblick über das Geschehen im Orchester. Auch ohne Vorerfahrung sind die Instrumentenvorstellungen in Text und Ton interessant. Mit ein bisschen mehr Wissen sind es vielleicht die Merksprüche für Geigensaiten oder die Geschichte des Horns. Auch erfahrene Musiker finden sicher das ein oder andere, das neu ist oder zum Schmunzeln anregt – vielleicht sogar etwas, das einen
anderen Blick auf das eigene Instrument ermöglicht. Ohren auf! ist hervorragend zum gemeinsamen Lesen und als Arbeitsgrundlage für Pädagogen z.B. vor einem Konzertbesuch oder um Kinder für das eigene Musizieren zu begeistern. Gerne verzeiht man, dass auf manchen Seiten vielleicht etwas zu viele Informationen untergebracht sind, denn immer geht es unaufgeregt und inspirierend darum, wer was zum Gelingen eines Konzerts im Vorfeld beiträgt, bis es heißt: „Das Konzert beginnt. Ohren auf!“
Judith Ph. Franke