Druschetzky, Georg
Oboenquartett g-Moll
für Oboe, Violine, Viola und Violoncello, Partitur und Stimmen
Vom Dienst als Militärmusiker arbeitete sich der 1745 geborene Georg Druschetzky zum Landschaftspauker in Linz hoch; seine Karriere beendete er als Compositeur beim Erzherzog Josef von Habsburg in Budapest. In Fachkreisen für seine Oboen- und Paukerkunst anerkannt, blieb Druschetzky bis heute die große Anerkennung versagt. Naturgemäß hat es jeder Komponist dieser Epoche schwer, wird er doch stets mit dem großen Dreigestirn Mozart-Haydn-Beethoven verglichen.
Eher praktisch orientiert sind die Werke Druschetzkys, ganz aus dem Gestus der Militärmusik heraus geboren. Schmissige Rhythmen, teils ungarisch gefärbt, paaren sich in seinen Werken mit eingängigen Melodien. Trotzdem sind seine Werke nicht flach, verbindet er doch damit zusätzlich strenge formale Kriterien und schrieb saubere, teils erstaunlich polyfon gearbeitete Partituren im Stil des Sturm und Drang.
1806 schrieb er das nun im Druck erschienene Quartett für Oboe und Streichtrio. Drei Sätze umfasst das etwa zehnminütige Quartett, das konsequent auf den Formprinzipien der Klassik beruht: Nach einer kurzen Adagio-Einleitung mit dramatischen Punktierungen und ungewöhnlich mutigen harmonischen Wendungen folgt ein Allegro mit
einem merkwürdig zerrissenen Hauptthema. Nicht die Melodie steht hier im Vordergrund, sondern der dramatische Impetus der Tonart g-Moll mit pulsierenden Achteln und verminderten Akkorden. Sehr lyrisch gibt sich das Seitenthema mit wunderschönen Kantilenen.
Immer wieder bevorzugt Druschetzky ungewöhnliche Harmoniewendungen. So lässt er in der Durchführung eine ganze Passage in b-Moll spielen, bevor er über mehrere verminderte Akkorde mitten in die Reprise springt. Erfreulicherweise sind alle Stimmen (auch die Viola) mit virtuosen Einlagen und Soli betraut. Die Oboe ist weniger führende Stimme als eingebettet in den vollen Streicherklang. Häufig schreibt Druschetzky abrupte Dynamikwechsel vor, die speziell dem Kopfsatz zusätzliche Explosivität verleihen.
Druschetzky beschäftigte sich ausgiebig mit der Kompositionslehre des Bach-Schülers Kirnberger. Als Reverenz an den Meister ist der zweite Satz ein Variations-Andante auf den Namen B-A-C-H. Zweimal acht Takte umfasst das auf diesen Noten beruhende Thema, das in der zweiten Hälfte zunächst als Krebs und dann erst in seiner ursprünglichen Form erklingt. In diesen Variationen zeigt Druschetzky die Bandbreite seines Könnens mit fugierten Passagen und gekonnten Kontrapunkti. Reminiszenzen an den ersten Satz und plötzliche Forte-Einbrüche bereichern dieses Andante. Unkompliziert gibt sich das Finale. Das unisono erklingende stürmische Thema durchzieht mit seinem kraftvollen Impetus weite Strecken des Satzes.
Das Stück ist weder technisch noch musikalisch so anspruchsvoll wie das allen Oboisten geläufige Mozart-Quartett. Es bietet jedoch eine wunderbare Programmergänzung für Quartettbesetzungen. Eine saubere technische Basis sollten jedoch alle Ausführenden mitbringen. Der textkritischen Edition des Herausgebers Christian Schneider liegt das Manuskript in der Musiksammlung der Nationalbibliothek Széchényi in Budapest zugrunde.
Marie-Theres Justus-Roth