Werke von Mendelssohn, Bray, Beethoven und Hosseini
Oberon celebrates Shakespeare
Oberon Trio
Noch ist das Oberon Trio nicht allen Kammermusikfreunden bekannt, doch sollte sich das nicht zuletzt durch diese neue, seine zweite CD rasch ändern. Seit zehn Jahren konzertiert es in Deutschland und auch international äußerst erfolgreich. Mit ihrem programmatischen Titel Oberon celebrates Shakespeare spielt die CD auf den Namenspatron des Ensembles an, den Elfenkönig aus Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum.
Zwei der auf der CD enthaltenen Kompositionen, Felix Mendelssohn Bartholdys 2. Klaviertrio c-Moll op. 66 und Ludwig van Beethovens 5. Trio D-Dur op. 70 Nr. 1, haben einen eher indirekten, zwei weitere einen direkten Bezug zum britischen Dichter. So ergibt sich ein ungemein reizvolles Kontrastprogramm klassisch-romantischer und zeitgenössischer Kammermusik. Mendelssohn hat seine Affinität zu Shakespeare nachdrücklich durch seine Musik zum Sommernachtstraum unter Beweis gestellt, wohingegen seinen beiden Klaviertrios zumindest phasenweise eher atmosphärische Nähe zur Shakespeare-Welt anzumerken ist. Und das Geistertrio von Beethoven tritt immer noch fast zu einseitig unter diesem Beinamen auf, den es vom Beethoven-Schüler Carl Czerny erhielt, bezogen auf den geisterhaften langsamen Satz.
Dagegen liegt der direkte Bezug zum Sommernachtstraum bei den beiden anderen Werken auf der Hand: Der britischen Komponistin Charlotte Bray gelingt es in den gerade einmal fünfeinhalb Minuten von That Crazed Smile, die feenhafte Zauberwelt Oberons in faszinierende Klänge zu bannen ein dankbar auf die drei Instrumente zugeschnittenes Stück intimer Kammermusik. Ein besonderes Kabinettstück steuern die drei exzellenten Oberon-Musiker schließlich mit der überaus gelungenen Adaption des bekannten Orchester-Scherzos aus der Musik zum Sommernachtstraum von Mendelssohn bei. Gemeinsam mit dem iranisch-schwedischen Musiker Mansoor Hosseini erstellten sie eine effektvoll-virtuose Bearbeitung für Klaviertrio und feierten damit 2016 gleichzeitig das zehnjährige Bestehen des Trios und den 400. Todestag von William Shakespeare.
Erklärtermaßen bemühen sich die drei Musiker nicht nur bei ihren Produktionen, sondern auch gern in ihren öffentlichen Konzerten um Programme, die übergeordneten Ideen folgen. Hier präsentiert sich ein junges Ensemble, das jede Aufmerksamkeit verdient hat: Henja Semmler (Violine), Antoaneta Emanuilova (Violoncello) und Jonathan Aner (Klavier) zeichnet gleichermaßen bestechende spieltechnische Virtuosität, musikantischer Elan und perfektes kammermusikalisches Einvernehmen aus. Dabei ist dem kammermusikalischen Grundprinzip der Gleichberechtigung entsprechend kein Primus inter Pares auszumachen: Völlig selbstverständlich und (scheinbar) mühelos lösen sie sich werkgerecht in der Führungsrolle ab und steuern jeweils dennoch hörbar ihre eigenen individuellen Impulse bei. Man spürt in jeder Phrase die weitgehende interpretatorische Übereinstimmung Kammermusik auf höchstem Niveau, ein Geheimtipp für alle Konzertveranstalter!
Arnold Werner-Jensen
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