Rauhe, Hermann

Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden

Der Musiker, Mittler und Manager im Gespräch mit Manfred Eichel, mit DVD

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Murmann, Hamburg 2006
erschienen in: das Orchester 11/2006 , Seite 83

Dieser Mann hat etwas zu sagen. Um das zu erkennen, muss man nur einen Blick in seine Bibliografie werfen. Titel wie Singen als Sprache der Seele, Musik heilt und befreit oder Musik ist ein Fenster zu Gott sagen mehr über den langjährigen Präsidenten der Musikhochschule Hamburg, den Mitbegründer der dortigen Brahms-Gesellschaft und Leiter des Hamburger Schulmusikseminars als alle lobenden Worte. Er ist immer engagiert, immer dem Dienst an der Musik verpflichtet, die ihm ein unverzichtbares Lebensmittel ist.
Hermann Rauhe, der 1930 in Wanne in Niedersachsen geborene Philanthrop, wird in einer Neuerscheinung vorgestellt, die den treffenden Titel trägt Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden, ein Zitat des Kirchenvaters Augustinus. Es handelt sich dabei nicht um eine herkömmliche Biografie. Vielmehr erscheint der Porträtierte im Gespräch mit Manfred Eichel, der Redakteur beim Spiegel und lange Zeit Redaktionsleiter im NDR-Fernsehen war sowie im ZDF Sendungen wie „Aspekte“ oder „Das literarische Quartett“ leitete – auch er ein leidenschaftlicher Vermittler, aber auf dem Sektor des Journalismus.
„Hermann Rauhes Medium ist die Musik. Als Komponist von zahlreichen Kanons und einem Friedensmusical, als Musik-Propagandist in zahlreichen Rundfunk- und Fernsehsendungen, als Erfinder von Festivals und Kongressen, als Forscher und nicht zuletzt als Hochschullehrer hat er immer wieder neue Impulse gegeben, um seine zentrale Botschaft, dass Musik den Menschen positiv verändern kann, weiterzureichen.“ So präsentiert Eichel den Menschenfreund und der Leser spürt, wie eng der Laudator mit Hermann Rauhe, den er seit über 30 Jahren kennt, vertraut ist. Einige Jahre waren sie Kollegen, als Rauhe beim ZDF verschiedene Musikprogramme moderierte, und Eichel schwärmt von dem „brillant swingenden Pianisten“, dem „mitreißenden Vortragsredner“ und auch dem „extrem wachen Zuhörer“.
In drei Kapiteln fragt sich der Journalist durch das Leben des Musikenthusiasten und man erfährt nicht nur viel über Heimat und Herkunft des Sohns eines Ornithologen und einer Musiklehrerin, sondern auch über die verschlungenen Wege, über die er zur Musik gelangte. Ausgiebig wird von Rauhes Arbeit als Musiker, Mittler und Manager erzählt sowie von seinen Forschungen, die er betrieben, und den vielen Studiengängen, die er erfunden hat. Hochinteressant dann zum Abschluss die Begegnungen des „Botschafters der Musik“ mit Berühmtheiten wie Leonard Bernstein oder György Ligeti, Herbert von Karajan oder Anne-Sophie Mutter. Rauhe, der Mitbegründer des Schleswig-Holstein Musik Festivals war und sich auch viele Meriten um die Ausbildung junger Musiker in Deutschland erwarb, erweist sich in den Antworten auf die Fragen seines Interviewers als ausgezeichneter Menschenkenner, der von der humanen Qualität der Musik geprägt wurde.
Heide Seele