Roland Dippel
NÜRNBERG: Systemschwächen und Polyfonie
Roland Böer startet als Nürnberger Generalmusikdirektor mit Hindemiths „Mathis der Maler"
Auch nach dem Wechsel des Generalmusikdirektors an der Staatsphilharmonie Nürnberg kommen am Musiktheater Werke mit Überlänge in Rekordkürze zur Aufführung. Das hielt die zum Konzerthausorchester Berlin gewechselte Joana Mallwitz bei Don Carlo nicht anders als ihr Nachfolger Roland Böer.
Im Oktober hatte Böer seine erste Nürnberger Opernpremiere. Paul Hindemiths Mathis der Maler, ein polyvalentes Werk und Ausdruck von Hindemiths innerem Widerstand gegen das Nazi-Regime, wurde 1937 am Stadttheater Zürich uraufgeführt. Mathis der Maler ist bekanntermaßen ein eindrucksvoller, schwieriger Musiktheater-Klassiker des 20. Jahrhunderts über den Schöpfer des Isenheimer Altars und ein tönendes Bauernkriegspanorama. Ein packender Stoff also vom lyrischen Einstieg über die Begegnungen Mathis’ mit der Welt und seinem freundschaftlichen Auftraggeber Albrecht von Brandenburg bis zum resignativen Abschied vom Leben. Der intensive und mit stiller Glaubwürdigkeit artikulierende Sängerdarsteller Samuel Hasselhorn erschließt sich als Mathis den Weg zu neuen Stimmfach-Räumen. Wagner und die schweren Verdi-Partien sind für ihn jetzt in greifbarer Nähe.
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