Hartmann, Emil
Nordic Folk Dances / Hakon Jarl / A Carnival Feast
Diese CD ist eine Entdeckung! Denn wer kennt schon die Musik Emil Hartmanns? Im Konzertführer würde man den dänischen Komponisten zwischen Händel und Haydn vermuten. Doch hier wie im ewig gleichen Konzertrepertoire wird man diesen Namen nicht finden. Das Copenhagen Philharmonic Orchestra hat jetzt unter der Leitung von Bo Holten drei seiner damals populärsten symphonischen Werke eingespielt, zwei davon als Ersteinspielung.
Dass Hartmann schon zu komponieren begann, bevor er überhaupt richtig sprechen konnte, gehört sicher zu einer der Behauptungen, die in Hartmann das eigenständige Talent sehen wollten. Denn Hartmann litt sein ganzes Leben darunter, Sohn des damals sehr erfolgreichen Komponisten, Dirigenten und Organisten Johan Peter Emilius Hartmann und Schwager von Niels W. Gade zu sein. So kam Hans Christian Andersen nach der Uraufführung von Hartmanns erster Oper Elverpigen (Das Elfenmädchen) auch zu dem Urteil, dass der alte Hartmann der geborene Komponist sei, der junge dagegen dazu erzogen wurde.
Dank des Copenhagen Philharmonic Orchestra kann man sich nun ein eigenes Bild vom Talent Hartmanns machen. Schon allein dafür ist dem Orchester zu danken. Bereits bei der ersten Begegnung mit dieser Musik wird ersichtlich, weshalb Hartmann zu Lebzeiten ein äußerst erfolgreicher und beliebter Komponist gewesen war vor allem in Deutschland. Hartmann erweist sich als ebenso gekonnter Tondichter mit Gespür für die orchestralen Mittel wie als Komponist von wirkungsvoller Musik, die in der Einspielung vorbildhaft umgesetzt wird.
In den 1876 veröffentlichten Nordischen Volkstänzen (Nordiske Folkedanse op. 18), die Hartmann aus vorangegangenen Kompositionen zusammenstellte, erklingt unüberhörbar ein nordischer Volkston. Gleich das erste Scherzo variiert zwei rhythmisch akzentuierte Motive mit virtuoser Instrumentation. Obwohl Hartmann stark von der deutschen Musiktradition beeinflusst wurde, dominiert in seinen Kompositionen ein damals für skandinavische Musik typischer Stil. Die Nordischen Volkstänze offenbaren sich als eine formsichere Komposition mit brausendem Finale, welches das Orchester stürmisch und mit sympathischen Patzern im Blech bestreitet.
Die symphonische Dichtung Hakon Jarl op. 40 schlägt dagegen auch ruhigere Töne an. Obwohl auch hier wieder unüberhörbar Hartmanns musikalische Erfahrungen in Deutschland anklingen, zählt Hakon Jarl zu jener Musik, die durch einen eigenen Stil besticht.
Die Begeisterungsstürme, die Ein Karnevalsfest (En Karnevalsfest, op. 32) in Europa auslösten, lassen sich ohne Zweifel nachvollziehen. Vor allem die abschließende Tarantella, wunderbar gespielt, bleibt im Gedächtnis. Erstaunlich, dass kein Orchester zuvor diese Werke für sich entdeckt hat.
Tobias Werner