nonSordino 1
Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge g-Moll für Orgel / Astor Piazzolla/Rudi Spring: Fuga y Misterio / Peter Bachmann: Fünf Interpieces / Darius Milhaud: Concerto pour Violoncelle et Orchestre / Antonín Dvorák: Fünf Bagatellen op. 47
Ungebremst, uneingeschränkt in seiner klanglichen Entfaltung unter diesem Motto will das Ensemble nonSordino musizieren. Und auch wenn es ohne Dämpfer spielt, starke Klänge hervorbringen kann, bleiben ihm die subtilen, leisen Töne nicht verschlossen! Es ist eine ungewöhnliche Gruppe, die der Cellist Peter Bachmann für ein Benefiz-Konzert im Advent des Jahres 2002 zugunsten des Kinderzentrums München zusammenstellte: mit der Geigerin Michaela Buchholz, dem Kontrabassisten Philipp Stubenrauch, der Akkordeonspielerin Maria Reiter und dem Gründer am Violoncello. Sein Ziel war es, Musik von Bach bis Piazzolla interpretieren zu können, in einer zudem reisefreundlichen Organisation. Nach zahlreichen Liveauftritten stellt man nun die erste CD vor und nennt sie schlicht nonSordino 1 weitere sollen folgen. Und wer dieses Debüt-Album gehört hat, freut sich auf die Fortsetzung.
Denn das Ensemble hat ein wirklich spannendes Programm eingespielt, das Eigenkompositionen von Peter Bachmann mit originellen Arrangements von klassischer bis moderner Musik zusammenfasst. Den Reiz macht natürlich die eigenwillige Kombination einer Violine mit zwei tiefen Streichern und einem Akkordeon aus. Das Akkordeon ist in unseren Tagen ja dank herausragender Interpreten (wie Stefan Hussong) und avantgardistischer Literatur aus der Schmuddelecke der volkstümlichen Musik herausgekommen. Die Synthese mit einem Streichtrio im Ensemble nonSordino ist gelungen und bietet ausgefallene Arrangements in lebendigen Darbietungen.
Experimentierfreudig schon die Bearbeitung von Bachs Präludium und Fuge g-Moll BWV 542 mit einer expressiv interpretierten Einleitung und einer geradezu swingend dargebotenen Fuge. Die Streicher verständigen sich dabei auf eine eher gerade Spielweise, die sich derjenigen von in historischer Spielweise musizierenden Formationen annähert. Die ganze Palette des Klangkolorits wird dann im Piazzolla-Werk und in Peter Bachmanns Interpieces ausgespielt. Rhythmisch Pointiertes kontrastiert hier mit delikaten, improvisatorischen Momenten, mit Schlagzeugeffekten und dem Einsatz ungewöhnlicher Harmonien und Rückungen.
Die Reduktion eines symphonischen Orchestersatzes in ei-
ne kammermusikalische Sphäre macht natürlich den besonderen Reiz im selten gehörten ersten Violoncellokonzert von Darius Milhaud aus, das im Spannungsfeld von kraftvollen und impressionistisch-klangsinnlichen Polen dargeboten wird. Dvor¡áks schwärmerische Bagatellen lassen dagegen den Ersatz des originalen Harmoniums durch Akkordeon fast kaum vermissen. Die Lust am Musizieren durchdringt alle Einspielungen auf dieser ersten CD des Ensembles nonSordino, und man wünscht sich, dass die Unbekümmertheit, mit der die Musiker an Neuland wie auch an gängiges Repertoire herangehen, und ihre Suche nach klanglich Neuem und Aufregendem erhalten bleiben Konzertbesucher und CD-Käufer werden es danken.
Wolfgang Birtel