Nonets by Spohr, Clementi and Mozart

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin 87087
erschienen in: das Orchester 11/2007 , Seite 88

Nicht mehr ganz Kammermusik und doch noch nicht Sinfonie: Louis Spohrs Nonett steht auf interessante Weise zwischen den beiden musikalischen Gattungen – und versucht dabei, quasi das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Die Klangfülle und die Kombinationsmöglichkeiten von fünf Bläsern und vier Streichern auf der einen Seite und die Transparenz und Beweglichkeit auf der anderen machen den Reiz des Werks aus. Wobei dem Wort Beweglichkeit bei Spohr immer eine ganz besondere Bedeutung zukommt. Leicht und geläufig müssen die Einzelstimmen klingen, die gleichwohl häufig von großer Virtuosität geprägt sind. Einer Virtuosität, die keinesfalls bei Violine, Flöte, Oboe und Klarinette Halt macht.
Es mangelt nicht an Aufnahmen von Louis Spohrs Nonett F-Dur op. 31. Häufig werden sie kombiniert mit seinem nur eine Opuszahl weiter stehenden Oktett – und ebenso häufig werden sie eingespielt von Kammermusikformationen, die sich projektorientiert zusammenfinden. Nicht so auf der vorliegenden, bei Genuin erschienenen CD. Das Persius-Ensemble aus Potsdam ist eine seit Jahren fest bestehende Kammermusikformation, die sich insbesondere dem Nonett als Stammbesetzung verschrieben hat. Und das Persius-Ensemble kombiniert Spohrs Werk in seiner Aufnahme mit zwei „Premieren“: Einem Nonett-Fragment von Muzio Clementi sowie der Bearbeitung der zweiten Haffner-Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, die der Oboist des Persius-Ensembles, Jan Böttcher, angefertigt hat.
In allen drei Werken ist das Persius-Ensemble stets auf der Höhe des Notentextes, artikuliert klar und sauber, phrasiert vorbildlich und lässt vor allem in den Ecksätzen einen leichtgängigen Schwung erkennen, der den eingespielten Werken, insbesondere natürlich Louis Spohrs Nonett, sehr gut zu Gesicht steht. Die langsamen Abschnitte werden ohne Druck musiziert und weisen behutsam angebrachte Spannungsbögen auf. Ein Höhepunkt der vorliegenden CD ist ganz bestimmt der Spohr’sche Finalsatz, in dem klangliche Präsenz und eine unangestrengte Virtuosität eine sehr vorteilhafte Verbindung eingehen. Dabei weist Peter Rainer als Konzertmeister seinem Ensemble den Weg, dem dann auch alle übrigen Streicher und die Bläser souverän zu folgen wissen.
Eine kleine Entdeckung ist das einsätzige Nonett-Fragment von Muzio Clementi, das in seinem Stil sehr viel sinfonischer ist als das Schwesterwerk Spohrs. Das Persius-Ensemble überzeugt auch hier mit viel Klangkultur. Nach einer kurzen Einleitung, die durchaus noch ein wenig spannungsreicher vorstellbar wäre, entwickelt sich im schnellen Hauptteil ein feines Wechselspiel zwischen Bläsern und Streichern, das die hervorragende Tontechnik zudem sehr plastisch und räumlich tiefenscharf abgebildet hat.
Diese Tiefenschärfe weist auch Mozarts Haffner-Musik Nr. 2 auf, die klassizistisch rein und sehr fein abgestuft in der Tongebung dargeboten wird. Die Mozart-Serenade hat nichts Derbes oder Grobes, sie ist auf unaufgeregte Weise heiter und bewegt, zeigt einen vornehmen Glanz und eine stets perfekt ausbalancierte Ensembleleistung. Akzente werden harmonisch in den mitreißenden Fluss der Musik integriert, und Dynamikunterschiede werden kraftvoll, jedoch nie überzeichnet angelegt. Ein Mozart also, dem die neun Potsdamer Musiker lichte Größe und eine feine Impulsivität verleihen.
Daniel Knödler