Neujahrskonzert 2004

Werke von Johann Strauß, Robert Stolz u. a.

Rubrik: DVDs
Verlag/Label: Eigenproduktion
erschienen in: das Orchester 05/2005 , Seite 92

Das zweite Neujahrskonzert des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn gibt es jetzt auf DVD. Unter dem Titel „Zauber der Operette“ dirigierte der musikalische Leiter Ruben Gazarian am 5. Januar 2004 in der Harmonie Heilbronn Klassiker von Johann Strauß, Robert Stolz, Josef Strauß, Franz Lehár und Jacques Offenbach. Ein buntes Programm und genau richtig für das größtenteils ältere Konzertpublikum. Die aus zwei DVDs bestehende Box ohne Booklet überzeugt vor allem durch die raffinierten und schwungvollen Interpretationen des jungen Dirigenten. Das durch zahlreiche Gastmusiker (Bläser, Schlagzeuger und Harfe) verstärkte Streichorchester aus Heilbronn zeigt sich als vorzüglicher Klangkörper, der in die Wiener Welt zwischen Fledermaus und Frühjahrsparade elegant eintaucht. Spannungsvoll werden auch die Sphärenklänge von Josef Strauß musiziert. Dass dies ein Lieblingswalzer von Gazarian ist, erfährt man aus seinen gelungenen, mitunter allzu weit schweifenden Moderationen.
Für die Operettenauszüge hat man drei wirklich gute Sänger engagiert: Zunächst die jugendliche Sopranistin Marlene Mild, die ein zartes Wien wird bei Nacht erst schön hinzaubert, dann die reifere Sopranistin Stefanie Smits, die im Csárdás aus der Fledermaus oder im Vilja-Lied aus der Lustigen Witwe überzeugt. Hinzu kommt der Tenor Donald George, der die reizvolle Mimik der Operettentenöre der alten Zeit ebenso beherrscht wie das liebliche Timbre. Robert Stolz’ Motto „Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frau’n“ nimmt man ihm jedenfalls ungefragt ab. Von musikalischer Seite her liegt mit dieser DVD demnach ein vorzügliches Wiener-Schmankerl-Konzert vor, das viel Freude verbreitet.
Leider steht die Technik nicht auf gleichem Niveau. Die stationären Kamera-Einstellungen wirken auf Dauer ermüdend. Mit Zoom-Effekten oder Schwenks kann bei dem eingesetzten bescheidenen Equipment kaum gearbeitet werden. Die Konzentration auf melodieführende Instrumente oder Großaufnahmen auf Musiker sind eher selten, und meist schneidet dann auch noch ein Mikrofon- oder Notenständer unglücklich das Bild. Einzelne Musiker wie der Solo-Oboist schauen zudem öfter neugierig in die Kamera. Mitunter gelingen schöne Blicke über die Schulter eines Musikers in die Noten. Eine kurze Schau des üppigen Blumenschmucks bleibt der filmische Höhepunkt.
Mit halbwegs professionellen Konzertmitschnitten kann diese DVD trotz aller Mühen nicht mithalten. Dazu ist auch die Bildqualität zu mäßig, die oft mit Belichtungsproblemen zu kämpfen hat. So ist diese Veröffentlichung eher von lokaler Bedeutung. Die Tonqualität ist akzeptabel, die Sänger hätten allerdings – besonders in der zweiten Konzerthälfte – präsenter aufgenommen werden müssen. Die Bedienung der DVD ist einfach und zweckmäßig. Die einzelnen Stücke können separat angesteuert werden. Auf der äußeren Hülle fehlen zwei im Konzert gespielte Werke: Auf DVD 1 das Fledermaus-Duett „Dieser Anstand, so manierlich“, auf DVD 2 der als Zugabe erneut gespielte „Can-Can“.
Matthias Corvin