Hausmann, Andrea / Laura Murzik (Hg.)

Neue Impulse im Kulturtourismus

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: VS-Verlag, Wiesbaden 2011
erschienen in: das Orchester 09/2011 , Seite 71

Dass Kultur und Tourismus einander bedingen und sich wechselseitig ergänzen können, ist eigentlich nichts Neues. Die Festivals in Salzburg und Bayreuth, in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern, aber z.B. auch die Semperoper in Dresden wissen seit Langem um ihre Anziehungskraft für Touristen. Betrachtet man einzelne Standorte und Regionen näher, so realisiert man, welche ungenutzten Potenziale zur Erschließung durch touristische Angebote auch im Kulturbereich noch liegen.
Der Kulturmanagement-Studiengang der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) setzt seinen Schwerpunkt ausdrücklich im Kulturtourismus. Da war es nur folgerichtig, ein Symposium genau diesem Thema zu widmen. Hochkarätige Fachleute referierten und diskutierten im November 2009 zwei Tage lang aktuelle Trends, Chancen und Herausforderungen im Kulturtourismus. Der nun vorliegende Herausgeberband fasst die Symposiumsbeiträge zusammen. Um es vorwegzunehmen: Wer sich als Intendant, Verwaltungsdirektor oder Orchestergeschäftsführer Gedanken um die strategische Vernetzung seiner Einrichtung und den gezielten Ausbau von Einnahmepotenzialen macht, wird am Thema Kulturtourismus und an diesem Buch nicht vorbeikommen.
Der Band ist in zwei Abschnitte gegliedert: Im größeren ersten Teil geht es um die wissenschaftliche Beschreibung von Kulturtourismusstrategien und -trends, im zweiten Teil folgen Beispiele aus der Praxis. Albrecht Steinicke beispielsweise belegt, dass bei der Urlaubsmotivation das „Interesse an Kultur in der Ferienregion“ nur ganz knapp hinter „Ausruhen/Erholung“ liegt. Kulturanbieter müssen sich in den kommenden Jahren auf ein geändertes Nachfrageverhalten der Urlauber einstellen. Bernd Günter betont, dass Kulturbetriebe auch vor diesem Hintergrund ein stärkeres Markenbewusstsein entwickeln müssen. Laura Murzik beleuchtet die in den kommenden Jahren immer größer werdende Gruppe älterer Kulturtouristen mit entsprechendem Budget. Auch dieser Faktor muss bei der
gezielten Angebotsentwicklung von Theatern und Orchestern zukünftig noch mehr berücksichtigt werden.
Patrick S. Föhl und Yvonne Pröbstle untersuchen die Kooperations­potenziale im Kulturtourismus. Diese sind durchaus vielfältig: Tourismusvereine und -büros, Hotels und Gaststätten, Busunternehmen, örtliche
Behörden und Medien sowie andere Kultureinrichtungen sind potenzielle Austauschpartner, deren Kräftebündelung einen Mehrwert schaffen und „frischen Wind“ in einer Region entfalten können. Unter anderem an konkreten Beispielen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, der RUHR.2010, aus Sachsen-Anhalt und Südtirol werden im zweiten Teil des Sammelbands erfolgreiche Konzepte, Marken- und Marketingkampagnen aus verschiedenen Bereichen des Kulturtourismus vorgestellt. Eine lohnende Lektüre.
Gerald Mertens